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Band 3 Heft 1/2
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52 M. FIDDICKE: Limikolen an den Zuckerfabrikteichen Thöringswerder

Armflügels war nicht vorhanden. Trotz des vollständigen Fehlens der schwarzen Umran­dung waren die Konturen der fahl gelblichen Kehle klar ausgeprägt. Daß es sich um einen Altvogel gehandelt haben muß, ist aufgrund der Ermangelung jeglicher Feinmuster wie Strichelung des Scheitels. Wölkung der Brust oder Schuppung des Rückengefieders zu schlußfolgern.

Für Brandenburg gab es bisher nur zwei Nachweise(H. SCHONERT 1965, B. SCHONERT 1987).

5. Schlußbetrachtung

Künstliche Habitate, wie Rieselfelder, Zuckerfabrikteiche, Fischteiche und Staubecken nah­men in den letzten Jahrzehnten als binnenländische Rastgebiete für Limikolen eine zentrale Stellung ein. Sie ersetzten im Spätsommer die wegen der mangelnden Beweidung bedeu­tungslos gewordenen Flußauen und Seeufer(SCHONERT 1986). Viele Limikolenarten, wie Kampfläufer, Schnepfen, Wasserläufer ziehen überwiegend durch das Binnenland und bei an­deren Arten sind es große Teile des Nachwuchses auf dem ersten Wegzug. Auf ihrem oft Kontinente überspannenden Zug benötigen sie dringend geeignete Rastflächen(Tankstellen) um ihre Fettreserven(Energie) zu erneuern. In Brandenburg und Berlin hatten besonders die Rieselfelder eine große Bedeutung als Rastgebiete für Limikolen(vgl. MÄDLOW 1993). Durch den Bau moderner Klärwerke sind gegenwärtig jedoch nur noch wenige Reste eines ehemals engen Verbundsystems derartiger Rasthabitate vorhanden.

Ab 1990 führten die eingeleiteten Reformen in der europäischen Agrarpolitik zur Stillegung sämtlicher Zuckerfabriken mit Verarbeitungskapazitäten unterhalb der vorgeschriebenen EG­Normen, wovon neben vielen anderen Fabriken 1994 auch Thöringswerder mit einer Tages­verarbeitung von zuletzt ca. 2.500 t Zuckerrüben betroffen war.

Mit der Stillegung der Werke gingen auch die Zuckerfabrikteiche als wertvolle Flächen für rastende Limikolen verloren, was die zuvor dargelegten Beobachtungsergebnisse zeigen. Die Auswirkungen auf den Limikolenzug, die mit dem Verlust solcher künstlichen Habitate ein­hergehen, werden in immer geringer werdenden Durchzugszahlen an den noch verbliebenen Rastplätzen deutlich(z.B. Peitzer Teiche; HAUPT 1977). Daher ist es dringend notwendig, nach der Vernichtung vieler wichtiger Rastflächen neue Möglichkeiten zu schaffen und beson­ders für die ehemaligen Zuckerfabrikteiche wäre eine weitere Nutzung als Sickerbecken für geklärte kommunale Abwässer denkbar.

Zusammenfassung

Während des 16-jährigen Bebachtungszeitraumes sind abgesehen vom Kiebitz insgesamt etwa 10.500 durchziehende Limikolen in 35 Arten erfaßt worden. Den bedeutendsten Anteil stellten Kampfläufer, Bekassinen und Bruchwasserläufer mit zusammen mehr als der Hälfte aller In­dividuen.

Resümierend läßt sich feststellen, daß die Zuckerfabrikteiche Thöringswerder das wichtig­ste Rastgebiet auf dem Wegzug für Limikolen in neuerer Zeit im Landkreis Märkisch Oder­ land darstellten. In erster Linie deshalb, weil es in der Zeit zwischen Juli und September kon­tinuierlich geeignete Rasthabitate größerer Ausdehnung bereit hielt.