OTIS 4(1996) 1/2: 68-72 Z1
Abzug der heimischen Vögel, erschienen später vermutlich weiter östlich oder nordöstlich beheimatete Rothalstaucher und verursachen den zweiten Wegzughöhepunkt im November. Bei diesen Vögeln besteht bereits eine deutliche Überwinterungsneigung, was durch einen bis in den Dezember hinausgezögerten Aufenthalt und Überwinterungen, in für den brandenburgischen Raum bemerkenswerter Individuenzahl, während milder Winter bestätigt wurde. Gesammelte Beobachtungen aus Brandenburg erbrachten zwischen 1962-1977 lediglich 10 Daten mit 21 beobachteten Individuen für den November und 1 Beobachtung mit 3 Individuen für den Dezember(Schmidt 1983). Dagegen summierten sich allein für einen Teil Ost-Brandenburgs von 1971 bis 1996 111 Ex. für den November und 112 Ex. für den Dezember(vgl. Abb. 1), die belegen, daß durch die Häufung milder Winter in den letzten beiden Jahrzehnten eine deutliche Zunahme der Überwinterungsneigung des Rothalstauchers stattgefunden hat. Während früher die Winterhärte in Ost-Brandenburg November- und Winteraufenthalte für den Rothalstaucher nur selten ermöglichte(Winterhärtezone 7a, beurteilt nach der durchschnittlicheen Januarminimumtemperatur; nach HEINZE& SCHREIBER 1984), verringerte sich die Winterhärte z.B. für die Zeit von 1980-1996 auf 8a(GÖRSDORF&. KORN 1996). Daß es früher, 1965-1980, in Berlin im Gegensatz zum übrigen Brandenburg beachtliche Beobachtungssummen für Dezember bis Februar gab(BRUCH 1978, ELVERS& BRUCH 1984) ist dazu kein Widerspruch, da das Großstadtklima inselhaft ein milderes Klima aufweist, belegt durch die Zugehörigkeit zur milderen Winterhärtezone 7b.
Im Spätherbst und Winter wurden Rothalstaucher fast ausschließlich auf größeren Seen angetroffen. Leider war durch die oft großen Beobachtungsentfernungen keine Bestimmung des Alters möglich. Auffallend spät liegt der Höhepunkt des Heimzuges in der zweiten April- und ersten Maihälfte, der eigentlich eher zu erwarten wäre, da z.B. in der Uckermark zwischen der letzten März- und ersten Maidekade schon die Hälfte aller Gelege gefunden wurde (DITTBERNER 1996). Diese naheliegenden Brutplätze werden offenbar direkt angeflogen. Als mögliche Erklärung bleibt ein jahreszeitlich späterer Durchzug weiter entfernt beheimateter Individuen. Beispielsweise war ein in Schleswig-Holstein untersuchter Brutbestand erst Ende Mai vollzählig anwesend(KOPP 1996). Ein späteres Erscheinen vorjähriger Vögel ist wenig wahrscheinlich, da z.B. von 266 Rothalstauchern die auf Brutgewässern in Schleswig-Holstein auf ihr Alter bestimmt wurden, nur 9 Individuen eindeutig vorjährig waren(KOPP 1996). Vorjährige bleiben somit überwiegend weitab der Brutplätze, teilweise wohl auch im Winterquartier, Ringfunde die zur Klärung des Zugverhaltens beitragen könnten, liegen bisher kaum vor(z.B. BAUER& GLUTZ V. BLOTZHEIM 1966).
5. Zusammenfassung
195 Beobachtungen mit 601 Individuen rastender Rothalstaucher aus Ost-Brandenburg wurden in einem Aufenthaltsbild dargestellt. Der Wegzug gestaltet sich, vermutlich durch das Erscheinen von Vögeln unterschiedlicher Herkunft deutlich zweigipflig. In den milden Wintern 1988/89 und 1989/90 kam es zu regional beachtlichen Ansammlungen. Die Zunahme der November- und Winterbeobachtungen wird mit der Klimaerwärmung in Zusammenhang gebracht. Ein später Heimzughöhepunkt deutet ebenfalls auf den Durchzug weiter entfernt brütender Individuen hin.