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Band 4 Heft 1/2
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OTIS 4(1996) 1/2: 78-143 81

Aneignungsrechtes erworbenenen Vögel nie einer Untersuchung zugeführt werden müssen, gibt es keinerlei Kontrollmöglichkeit.

Auf die Bundeswildschutzverordnung(BWildSchV) soll hier nicht näher eingegangen werden, da sie den Greifvogelschutz nur hinsichtlich der Haltung berührt. Diese ist bei Fisch- und Seeadler grundsätzlich verboten, während der Schreiadler dieser Verordnung gar nicht unterliegt, weil er zum Zeitpunkt des Inkrafttretens in ihrem Geltungsbereich nicht vorkam. Ein Widerspruch besteht darin, daß die Familie Pandionidae zwar nicht dem BJagdG unterliegt, der Fischadler jedoch in der BWildSchV erscheint.

2.3. Forstrecht

Zusätzliche Schutzinstrumente, die von forstlicher Seite genutzt werden können, sind Regelungen im Landeswaldgesetz Brandenburg (LWaldGBbg).$ 16 ermöglicht die Ausweisung geschützter Waldgebiete, unter anderem aus Gründen des Naturschutzes. Kurzfristige und flexiblere Sperrungen(wichtig z.B. bei Neuansiedlungen) sind nach$ 22"Einzäunen und Sperren von Wald" möglich.

3. Situation und Schutz des Seeadlers(Haliaeetus a. albicilla ) 3.1. Verbreitung, Bestand und Reproduktion

Ursprünglich war der Seeadler entlang der Küsten, der Flüsse und an den Seen des Flachlandes über das gesamte Europa und große Teile Asiens Brutvogel. Das Areal der Art schließt Südgrönland ein und reicht im Osten bis zu den Kurilen (FISCHER 1982, GLUTZ et al. 1989). Immer effektiver werdende Verfolgung und regional intensive Urbanisierung hatten schon lange vor der Jahrhundertwende, aber zunehmend danach, große Arealverluste zur Folge. In den 60er und 70er Jahren bewirkte die Anwendung von Pestiziden großflächig verminderte Reproduktion beim Seeadler und führte zu weiterer Bestandsverminderung(OEHME 19879).

Bis auf nach wie vor regressive und akut gefährdete Reliktvorkommen im Balkangebiet ist der Seeadler innerhalb von Europa heute nur noch im Norden, im Osten und im östlichen Teil Mitteleuropas heimisch, wo sich die Population seit ca. 1980 wieder kontinuierlich positiv entwickelt. Als Ursachen dafür sind der Verzicht auf den Einsatz von DDT , ein wirksamer Horstplatzschutz und ein größeres Nahrungsangebot in einer weitläufig eutrophierten Landschaft zu nennen(MEYBURG& SCHELLER 1995). Der europäische Gesamtbestand wird von MEBS (1994) inzwischen auf 3400 Paare geschätzt. Die mitteleuropäische Population hat ihr Zentrum in Nordostdeutschland und Nordpolen . In Polen gibt es mehr als 250 Brutpaare(MIZERA 1994 u. mdl.), wobei insbesondere die hohe Brutpaardichte im polnischen Nordwesten für Brandenburg von Bedeutung ist.

Zusammen mit den Seeadlern in Mecklenburg-Vorpommern (127 BP) bilden die brandenburgischen Paare den Kern des deutschen Brutbestandes, dessen Größe gegenwärtig bei mehr als 260 Brutpaaren liegt. Außerhalb dieser beiden Bundesländer ist die Art in Deutschland in Sachsen (38 BP), in Schleswig-Holstein (16 BP), in Sachsen-Anhalt (9 BP) und in Niedersachsen (3 BP; Wiederbesiedlung 1991!) beheimatet(STRUWE-JUHL 1996).