Heft 
Band 4 Heft 1/2
Seite
86
Einzelbild herunterladen

86 LANGGEMACH, T.& P. SÖMMER: Situation und Schutz der Adlerarten

3.2. Lebensraumansprüche

Der Seeadler bevorzugt Landschaften, die nur mäßig erschlossen und relativ dünn besiedelt sind. Ausnahmen kommen vor, z.B. Brutpaare in der Nachbarschaft von Städten oder weithin sichtbar im Bereich mehrerer Ortschaften. Auch diesen Paaren stehen jedoch Nahrungsflächen zur Verfügung, die durch Siedlungsstrukturen oder menschliche Aktivitäten wenig beeinträchtigt sind. Ebenso sind die Horstreviere dieser Paare meist in irgendeiner Weise gegen Zugang und/oder Sicht, somit gegenüber Störungen geschützt. Zwei Größen sind somit für den Seeadler entscheidend: die ungestörte Brut und ein geeignetes Nahrungsrevier.

Die Bruten finden überwiegend in Altholzbeständen statt, die forstlich wenig oder gar nicht genutzt werden, ebenso aber auch auf einzelnen Überhältern in jüngerem Bestand. Die Bevorzugung größerer zusammenhängender Waldgebiete in Brandenburg hängt mit geringerem Ausmaß an Störungen in diesen Wäldern zusammen; bei ungestörten Verhältnissen kommen auch Bruten auf völlig freistehenden Bäumen vor. Die Horste stehen überwiegend in der Nähe von inneren oder äußeren Bestandsrändern. Gelegentlich wurde die Horsterrichtung durch Kahlschläge sogar begünstigt. Die Brutplätze sind unter den brandenburgischen Bedingungen, insbesondere bei zunehmender Besetzung suboptimaler Reviere, nicht selten ein Kompromiß, bei dem die Brutvögel vor allem"Zugeständnisse" hinsichtlich der weiträumigen Ungestörtheit und der Horstunterlage machen müssen.

Die meisten märkischen Seeadlerbrutreviere befinden sich in Kiefernalthölzern. Dort, wo alte Buchen und Eichen vorkommen, werden auch diese als Horstbaum genutzt, die Buche sogar gebietsweise bevorzugt. Andere Baumarten dienen eher selten als Horstbäume(Tab. 1). Über die erste brandenburgische Brut auf dem Mast einer 110-kV-Leitung berichten ROBEL& RUHLE (1996). Diese Brut im Jahr 1990 brachte einen Jungvogel hervor.

Auch in Mecklenburg fand OEHME(1961) bei 163 Horsten weitgehende Übereinstimmung zwischen dem Angebot an Baumarten und ihrer prozentualen Nutzung durch den Seeadler: 66,7 % Kiefer, 22,0% Buche, 11,3% Eiche und andere Laubhölzer, 3 x Schwarzerle, je 1 x Ulme, Kanadapappel, Moorbirke).

Tab. 1: Gegenwärtige Anteile der Baumarten in Brandenburg (ANONYM 1992b) und prozentuale Nutzung als Seeadlerhorstbäume(in Klammern zusätzlich deren Anzahl)

Anteil der Baumarten Aufschlüsselung der in brandenburgischen Horstbaumarten des Wäldern Seeadlers 1990-95

67,6(50)

5,4(4)

27) Rotbuche 14,9(11) Fichte 13:0) Lärche

Pappel Sonstige

') 2 x Douglasie, je 1 x Ulme und Weide