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Band 4 Heft 1/2
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94 LANGGEMACKH, T.& P. SÖMMER: Situation und Schutz der Adlerarten

3.4. Schutzkonzeption und Monitoring

Ein Artenschutzprogramm und eine Horstschutzrichtlinie sind für den Seeadler wichtige Grundlagen für den praktischen Schutz(DORNBUSCH 1987). Wenngleich mit dem hier vorgelegten Entwurf für ein Schutzkonzept der Forderung von OEHME(1990) nach einem gesamtdeutschen Artenschutzprojekt noch nicht entsprochen werden kann, sollte es doch als weitere Grundlage für länderübergreifenden Seeadlerschutz dienen. Ein gesamtdeutsches Konzept würde gleichzeitig jenen Regionen dienen, die der Seeadler als Folge überregionaler Schutzbemühungen jetzt allmählich wiederbesiedelt. Voraussetzungen für einen staatenübergreifenden Seeadlerschutz entsprechend den Forderungen der EG­Vogelschutzrichtlinie wurden auf der Tagung einer EG-Arbeitsgruppe im Jahr 1988 geschaffen (BRÖGGER-JENSEN& NOHR 1988). Die im Land Brandenburg zu leistenden Schutzmaßnahmen sind pragmatisch den nachfolgenden Kategorien zugeordnet.

3.4.1. Horstschutz

Der Schutz des Horstes und des Horstumfeldes hat nach wie vor erstrangige Bedeutung, um die ungestörte Reproduktion zu sichern. Hier ist der wirkungsvollste Schutz mit vergleichsweise geringem Aufwand möglich. Allein durch die Integration von Brutgebieten in Naturschutzgebiete ist dem Horstschutz nicht Genüge getan; überdies befindet sich mehr als die Hälfte der brandenburgischen Seeadlerhorste außerhalb derselben. Die Regelungen des$ 33 im Brandenburgischen Naturschutzgesetz(Horststandorte) haben sich in der gegenwärtigen Form nur teilweise bewährt und sind nicht vollständig praktizierbar. Wichtige Änderungen sind u. a. bei den festgelegten Radien und Zeiten, bei weiterreichenden Schutzmaßnahmen und beim Betreuungssystem erforderlich. Ein entsprechendes Rechtsmittel, das sämtliche Belange des Horstschutzes umfaßt, ist notwendig. Ein Entwurf als Vorschlag einer unabhängigen Expertengruppe liegt vor; zu klären wäre der juristische Rahmen.

Im Vordergrund des Horstschutzes steht die Geheimhaltung der Brutplätze. Hier sollte sich jeder angesprochen fühlen, der Kenntnis über einen Seeadlerbrutplatz hat. Neben diesem eher passiven Schutz wird aktiver Horstschutz in Brandenburg über ein Netz von Horstbetreuern realisiert. Dieses wird durch das Landesumweltamt koordiniert, wobei je ein Koordinator für die Regionen Potsdam , Frankfurt/O . und Cottbus den Kontakt zu den ehrenamtlichen Horstbetreuern und Kreis- bzw. Regionalverantwortlichen aufrechterhalten. Angestrebt wird die gegenseitige Kontaktpflege zwischen dem Betreuer und dem jeweiligen Revierförster(oder Personalunion), ggf. auch zum Waldeigentümer und zum Jagdausübungsberechtigten. Die Kooperation zwischen Horstbetreuer und Förster klappt überwiegend recht gut. Konflikte, die sich in einigen Fällen(z.B. im Zusammenhang mit der forstlichen"Artenerfassung im Wald") ergeben haben, sind wenig produktiv und sollten unbedingt beigelegt werden. Hier ist eine bessere Abstimmung zwischen beiden Seiten erforderlich.

Die Horstbetreuung umfaßt:

- die Abstimmung forstlicher Maßnahmen,

= die Fernhaltung von Störungen, vor allem während der Brut- und Aufzuchtzeit,

- schnelles Reagieren im Falle von Störungen,

- die Dokumentation von Störquellen,