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Band 4 Heft 1/2
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OTIS 4(1996) 1/2: 147-161 159

Welche der 3 Erklärungen zutrifft und in welchem Maße, ist mit dem vorliegenden Datenmaterial nicht zu entscheiden.

Es wurden auch 2 Fälle von Partnertreue über 2 Brutperioden festgestellt. Beide Paare brüteten 1991 und 1992 im selben Nistkasten.

4.5. Migration und Winteraufenthalt

Tab. 2(s.o.) gibt Auskunft über alle Turmfalkennachweise außerhalb der Brutzeit.

Im Vergleich zur Brutzeit wurden verhältnismäßig viele Turmfalken außerhalb des UG kontrolliert. Dies ist u.a. darauf zurückzuführen, daß während des Zuges verhältnismäßig viele Turmfalken verunglücken und vermehrt beringte TF rückgemeldet werden.

Auch dürften durch viele Beringer außerhalb der Brutzeit mehr TF gefangen werden, als in der Brutzeit. Der TF-Fang im Winter gestaltet sich z.T. deutlich einfacher als während der Brutzeit. Es muß allerdings betont werden, daß die Fangintensität im UG außerhalb der Brutzeit gering war. Über den Aufenthalt von im UG flügge gewordener TF außerhalb der Brutzeit liegen insgesamt 18 Angaben vor. Dabei dominieren die Fernfunde:

0-10km >10- 100 km > 100 km 10

Junge TF können sich schon zeitig über weite Strecken vom Erbrütungsort entfernen. Der Vogel

Hi 5116793 wurde 68 Tage, nachdem er als Nestling beringt wurde, 181 km NNE bei Anklam tot gefunden. Der Turmfalke Hi IA 6319 konnte nach 87 Tagen 269 km SE in der Tschechei kontrolliert werden. Erwähnenswert ist der Vogel Hi IA 6352, der 1 17 Tage nach seiner Beringung als Nestling in einer Entfernung von 1865 km SSW vom Beringungsort in Algerien tot aufgefunden wurde.

Betrachtet man das Alter der im Winter(Dezember- Februar) im UG gefangenen Vögel, so waren 8 adulte und 2 Exemplare im 1.Lebensjahr darunter. Dies deutet darauf hin, daß sich der Großteil des Winterbestandes aus Altvögeln zusammensetzt. In einem nachgewiesenen Fall hielt sich ein adultes Weibchen den ganzen Winter über in unmittelbarer Nähe des Kastens auf, in dem es in der vorhergehenden Saison brütete. Kurz vor Beginn der nächsten Brutperiode ist es vermutlich ums Leben gekommen; ein Verbiß lag im Kasteninneren. Nachfolgend schritt ein neues adultes Weibchen zur Brut.,;.

Die Wiederfunde im Winter fügen sich in das bekannte Zugschema ein. Ein völlig abweichender Winteraufenthalt bezieht sich auf den Vogel Hi 5097616! der 566 km ESE nach Polen zog. Dieser Fund liegt nahe der Südlinie des Gebietes, in dem während des Winters eine dauerhafte Schneedecke zu finden ist(VILLAGE 1990). Der Vogel(im 1. Lebensjahr) zog in ein Gebiet schlechter Nahrungsausstattung. Es dürfte sich hierbei wohl eher um eine Ausnahme handeln. Einen ganz ähnlichen Fall von Zugverhalten in östliche Richtung nennt PIECHOCKI(1991). Ein adultes Weibchen wurde nach mehrwöchiger Pflege in Schkopau bei Merseburg am 23.1.1935 freigelassen. Am 19.2.1935 schoß man es bei Lodz (Polen ).., Es wurde auch ein Fall von vermutlich unterschiedlichem Zug- und Ansiedlungsverhalten zweier Geschwister bekannt. Die beiden Jungvögel Hi 5116787 und Hi 5116789 wurden am 20.5.1989 im