164__ LANGGEMACH, T.: Große Rohrdommel und Graureiher als Beute des Fischotters OO ATI NET_8°S_DeEuıle des Fıschotters___
Große Rohrdommel(Botaurus stellaris) und Graureiher(Ardea cinerea) als Beute des Fischotters(Lutra Iutra)
Einleitung
Am 09. Februar 1996 fand ich an einem Bach in der Nähe von Fürstenberg (Landkreis Oberhavel , Brandenburg ) die frischen Reste einer Großen Rohrdommel(Botaurus stellaris) und eines Graureihers(Ardea cinerea). Da die nachweisliche Erbeutung der beiden Vögel durch den Fischotter(Lutra lutra ) zumindest kein alltägliches Ereignis darstellt und die Fundumstände sonst kaum einmal eine genaue Rekonstruktion des Herganges zulassen, sollen die beiden Fälle hier beschrieben werden.
Beobachtungen
An dem etwa drei Kilometer langen Bachlauf, der zwei Seen miteinander verbindet, war seit dem 25. Januar 1996 die Anwesenheit von mindestens einer Großen Rohrdommel bekannt. Außerdem hielten sich ein bis zwei Graureiher hier auf. Neben mehreren Beobachtungen waren entlang des zwei bis vier Meter breiten Baches Spuren im Schnee und im Schlamm zu finden. Die Spuren konnten durch Beobachtungen und Federfunde der Art zugeordnet werden und ließen sich anhand der Größe unterscheiden: die Trittsiegel waren beim Graureiher etwa 15,5
cm lang, bei der Dommel rund 14 cm. Zudem war die Schrittlänge im Mittel bei der Rohrdommel etwas kleiner. Vor einer Verallgemeinerung dieser Größenrelation sei gewarnt: Dommelfüße können auch wesentlich größer sein!
Während der Graureiher hier zu den regelmäßigen Nahrungsgästen zählt, ist die Anwesenheit der Rohrdommel auf die Wetterlage zurückzuführen: seit zwei Monaten währender Frost hatte sämtliche Seen in der Umgebung mit einer starken Eisdecke versehen. Diese anhaltende Frostwetterlage war auch der Grund dafür, daß sich an dem Bachlauf eine größere Anzahl Fischotter(Lutra Iutra) als gewöhnlich aufhielt. Darauf ließ neben den Spuren im Schnee vor allem die Menge der Freß- und Kotplätze schließen.
Am 09. Februar 1996 wurden beim Abgehen des Bachlaufes die frischen Reste einer(bzw. der) Großen Rohrdommel gefunden. Es handelte sich um einige gebissene Hand- und Armschwingen, die im Wasser trieben sowie den im ganzen abgebissenen Schwanz nebst einigen Knochen- und Fleischresten, die in eine Höhlung im Wurzelgeflecht am Ufer gezogen waren. Die Spuren beider Tiere zeigten, daß sie am erlengesäumten Ufer oberhalb der Böschung direkt aufeinander zugelaufen waren. Es war zu erkennen, daß seitens der Dommel keine Reaktion stattgefunden hat. Der Otter muß unverzüglich angegriffen und die Rohrdommel offenbar auf der Stelle getötet haben. Die Beute wurde an das unmittelbar benachbarte Ufer gezogen und unterhalb der Böschung verzehrt.