OTIS 4(1996) 1/2: 167-168 167
Am 31.10.96 wurde von Bürgern ein Vogel gemeldet, den"sogar der Ketziner Fischermeister Bethke nicht kennt!". Laut Aussage der Finder handelte es sich um einen kleinen und gedrungen wirkenden Vogel mit schwarz-weißem Gefieder, kleinem Schnabel und Zzierlichen Schwimmfüßen.
Nach dem schweren Herbststurm der vergangenen Tage aus NW war ein Irrgast nicht auszuschließen. Die Besichtigung und anschließende Bestimmung des Vogels, auch anhand der abgenommenen Körpermaße, bestätigten die Vermutung, daß es sich nur um einen Krabbentaucher handeln konnte.
Krabbentaucher sind als hochnordische Brutvögel vor allem von Spitzbergen , der Bäreninsel, von
Nowaja Semlja und Grönland bekannt. Ihr Brutbestand wird unterschiedlich eingeschätzt: FREUCHEN& SALOMONSEN(1958) schätzten den Artbestand auf 70 Mio, davon 30 Mio auf
Spitzbergen . RÜPPELL(1969) indes schätzte den Bestand auf Spitzbergen auf"nur" 10-15 Mio Vögel. Damit ist der Krabbentaucher der häufigste atlantische Alk.
Das Vorkommen in Mitteleuropa beschränkt sich auf die Küsten der Nordsee, seltener dagegen auf die südliche Ostsee und dabei mehrheitlich auf die Monate Oktober bis März. So wird der Krabbentaucher für die deutsche Bucht(mit Helgoland ) als spärlicher, aber regelmäßiger Durchzügler oder Wintergast genannt(GLUTZ VON BLOTZHEIM& BAUER 1982).
Für die südliche Ostsee, insbesondere für die Küste Mecklenburg-Vorpommerns , gelten 23 Nachweise bis Anfang 1996 als gesichert. Die Funde Nr. 15- 22 wurden von der Seltenheitenkommission für Mecklenburg- Vorpommern geprüft und anerkannt(LAMBERT 1987 und schr.).
Für das Binnenland Brandenburg liegen nunmehr 4 Nachweise vor:
1. Ende Januar bis Anfang Februar 1891 1 Ind. auf der Oder im Stadtgebiet von
2. 1917 1 Ind. am Gudelacksee, Krs. Ostprignitz(NIETHAMMER 1942);
3, 14.12.1988 1 Ind. 3 km W Klein-Behnitz, Krs. Havelland, in einem Kiefernwald
geschwächt gegriffen und auf dem Groß-Behnitzer See ausgesetzt, wo das Tier mit der
zunehmenden Vereisung am 15.12.1988 verschwand(KOLBE 1990);
4. 30.10.1996 1 Ind. Havel Ketzin geschwächt von Anglern gekeschert und über Nacht verstorben(Lohmann).
Vom letztgenannten, frischtoten Exemplar konnten folgende Maße genommen werden: - Körpergewicht: 105g - Flügellänge: 125 mm
Schwanzlänge: 36 mm
Schnabellänge: 14 mm
Lauflänge: 26 mm.