Heft 
Band 4 Heft 1/2
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172
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172__ FIDDICKE, M.: Erneute Brutansiedlung der Zwergseeschwalbe in Brandenburg

Erneute Brutansiedlung der Zwergseeschwalbe(Sterna albifrons) in Brandenburg

MARTIN FIDDICKE(Bliesdorf )

An einem durch einen Zufluß mit der Oder verbundenen Grubensee in der Kiesgrube Hohensaaten (Kreis Barnim ) wurde am 09.06.1996 vom Autor eine Seeschwalben-Brutkolonie entdeckt, die aus je 4 Paaren Zwerg- und Flußseschwalben bestand. Außerdem brütete ein Paar Austernfischer in dieser Kolonie. Es war noch die Zeit des Legebeginns der Zwergseeschwalben, denn es konnte nur 1 Einergelege gefunden werden. Am 12.06. waren nachweislich 2 Gelege komplett. Durch ergänzende Kontrollen von J. MÖLLER, H. PAWLOWSKI und H. HAUPT ließ sich rekonstruieren, daß jeweils 2 Vollgelege aus 2 bzw. 3 Eiern bestanden. Während der Beobachtung am 06.07. waren insgesamt sogar 22 adulte Zwergseeschwalben im Brutgebiet anwesend, und 1 Paar fütterte bereits 2 Küken (Mitbeobachter: S. FAHL). Leider vereitelten heftige Regenfälle am 12.07. letzlich den Bruterfolg. Die am 13.07. verbliebenen 7 Altvögel machten bei der abschließenden Nachsuche einen recht apathischen Eindruck. Außer einem Ei, das noch bebrütet wurde, waren weder Gelege noch Dunenjunge zu finden.

Der erwähnte Brutplatz befand sich auf einem ca. SO Meter weit in den Grubensee hineinragenden vegetationslosen Dammabschnitt. Da der Damm mit Kraftfahrzeugen bequem zu befahren war, sperrten Mitarbeiter des Kiesabbaubetriebes Mitte Juni die Zufahrt ab. Die Nester der Zwergseeschwalbe waren in besonderem Maße vor menschlicher Zerstörung

gefährdet, da sie(im Gegensatz zu Flußseeschwalbe und Austernfischer) nicht an der zerklüfteten Kante angelegt wurden, sondern sich direkt im Fahrprofil zu ebener Erde befanden. Vor potentiellen Prädatoren hatte die Kolonie wohl den notwendigen Schutz durch die unmittelbare Nähe zu den die Landseite abschirmenden lärmverursachenden Förderanlagen.

Diskussion

Deutschland verfügt nur über einen aktuellen Bestand von ca. 750 Brutpaaren der Zwergseeschwalbe an der Nord- und Ostseeküste. In der aktuellen Roten Liste der BRD wird die Art in der Kategorie 2Stark gefährdet geführt(WITT et al. 1996).

Als einziges mitteleuropäische Land mit einem natürlichen Verbeitungsmuster hat Polen relativ stabile Binnenlandvorkommen der Zwergseeschwalbe(TOMIALOJC 1990). In manchen Jahren sind u.a. auch an der Mündung der Warta bei Slonsk wenige Brutpaare ansässig, so z.B. 198310 Brutpaare und 1988 3-4 Brutpaare(JERMACZEK et al. 1995). Für die Ansiedlung bei _ Hohensaaten sowie auch für die Brutversuche von 5 Paaren 1991 und 2 Paaren 1994 (DITTBERNER 1996) und 1 BP 1996(D. KRUMMHOLZ, W. DITTBERNER, schr.) im Unteren Odertal - die einzigen nach 1970 in Brandenburg überhaupt.- läßt sich ein Zusammenhang mit der Bestandsentwicklung auf polnischer Oderseite im Kiesabbaugebiet bei Bielinek herleiten. Dort nisteten: 1979 2-3 BP(DITTBERNER 1986), 1983-1993 3-7 BP, 1994/95 25 BP(DITTBERNER 1996).

Mit weiteren Brutvorstößen westwärts der Oder kann somit jederzeit gerechnet werden.