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Band 5 Heft 1/2
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78_ BESCHOW, R.& HANSEL, W.: Greifvögel Tagebau Welzow-Süd Winter 1995/96,96/97 mm EEE VZO WS UC_ Winter* 779/90 ,70/7 7

das Gebiet dennoch interessant. Die noch nicht rekultivierten Flächen werden bis ca. zum Jahr 2000 überwiegend in eine landwirtschaftliche Nutzung überführt werden. Das Gelände ist ins­gesamt als relativ eben bis leicht wellig zu bezeichnen. Abflußlose Senken sind regelmäßig anzutreffen. In den Übergangsbereichen zu den Hochkippen ist ein stärker bewegtes Relief und eine Terrassierung entwickelt. Böschungen und Bermen sind meist forstwirtschaftlich ausge­legt. Insgesamt sind die Forstflächen überwiegend als Streifenobjekte mit Erosionsschutzfunk­tion in die Offengebiete integriert(s. Abb. 4).

Die Internstruktur der Offenbereiche ist insgesamt dennoch durch eine relative Armut an Strukturelementen gekennzeichnet. Schlaggrößen um 50 ha sind normal und grenzen oft direkt aneinander. Größere Gehölze bzw. Baumreihen fehlen bisher fast völlig, so daß z.B. für die Greifvögel kaum Sitzwarten im Angebot sind. Lediglich eine 110 kV- Hochspannungsleitung quert den südlichen Teil des Untersuchungsgebietes. Problematisch erwies sich auch der Pfle­gezustand einiger Landwirtschaftsflächen. Ungeklärte Eigentumsfragen behinderten eine Nut­zung und Pflege für Jahre. Hohe Vegetation schränkt die Aussichten einer erfolgreichen Jagd der Greife ein, so daß solche Bereiche meist nur durch Kornweihen(Circus cyaneus) zur Nah­rungssuche genutzt wurden. Die Grünlandflächen wurden in den letzten Jahren nicht umgebro­chen, so daß sich auf einzelnen Flächen individuenreiche Mäusepopulationen entwickeln konn­ten. Mehrfach wurden Bussarde im Winter 1995/96 bei der Jagd zu Fuß gesehen. Ab Novem­ber traten im Gebiet ebenso regelmäßig kopfstarke Kleinvogeltrupps auf(100-500 Ex.). Als Hauptarten sind Bluthänfling(Carduelis cannabina), Grünfink(Carduelis chloris), Bergfink (Frigilla montifringilla), Berghänfling(Carduelis flavirostris) und Stieglitz (Carduelis cardue­ lis ), gelegentlich auch die Goldammer(Emberiza citrinella) zu nennen. Zahlreich hat auch die Wacholderdrossel(Turdis pilaris) überwintert(Trupps bis>500 Ex.). Somit waren für Greife verschiedenster Arten gute Ernährungsbedingungen vorhanden.

Der Winter 1995/96 war relativ frostig, lang und von Schneearmut gekennzeichnet. Sehr tiefer Bodenfrost hatte offensichtlich auch Auswirkungen auf Feld- und Wühlmausbestände. Unklar bzw. nicht auszuschließen wäre allerdings auch, daß die Mäusepopulationen nach den arteige­nen Zyklen nach einer Gradation zusammengebrochen sind?

Im Spätsommer 1996 lagen so völlig andere Ernährungsbedingungen für Greife im Gebiet vor. Ursprünglich war 1996/97 keine intensive, regelmäßige Wiederholungszählung geplant. Kurz­fristig wurde jedoch von den Verfassern beschlossen, die Auswirkungen der veränderten Nah­rungssituation im Untersuchungsgebiet(kaum Feldmäuse) auch für die Wintersaison 1996/97 zu untersuchen, um die qualitativen und quantitativen Veränderungen in der Greifvogelfauna zu erfassen. Veränderungen in der Gebietsstruktur der Kontrollfläche traten 1996/97 lediglich in der Flächenposition Rohkippe auf. Im Herbst 1996 wurden nahezu alle Ruderalflächen tief­gepflügt, melioriert und die zu Tage gekommenen Geschiebe abgelesen. Anschließend erfolg­ten Erstansaaten zur Kontrolle des Meliorationsergebnisses. In einer 1990 angelegten landwirt­schaftlichen Nutzfläche wurden auf ca. 3 ha mitÖkologisierungsmaßnahmen begonnen. Neben einer lockeren Bepflanzung mit Bäumen wurde im Frühjahr 1996 eine Saatgutmischung aus Senf, Waldstaudenroggen, Dauerlupine, Ölrettich und verschiedenen Kleesorten einge­drillt. Die Attraktivität einer solchen Fläche ist durch die dauerhafte Anwesenheit von 150-300 Kleinvögeln(Grünfink, Bergfink und wenige Bluthänflinge) dokumentiert. Entlang des Haupt­wirtschaftswegesStradower Weg wurden außerdem mehrjährig verschulte Bäume mit bis 3 m Höhe gepflanzt(Kastanie, Eberesche, Obstbäume) und einige Greifvogelsitzkrücken aus­gebracht.