Heft 
Band 5 Heft 1/2
Seite
103
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OTIS 5(1997) 1/2: 103-110 103 ll

Die Straßentaube(Columba livia forma domestica) in Brandenburg ­Ergebnisse einer Umfrage bei den Landratsämtern und Stadtverwal­tungen

STEFAN BREHME

Zusammenfassung

Durch eine Umfrage bei den 18 Gesundheits- bzw. Veterinär- und Lebensmittelüberwa­chungsämtern der Kreise und kreisfreien Städte des Bundeslandes Brandenburg 1997 wurde versucht, Informationen zum Bestand und zur aktuellen kommunalhygienischen Bedeutung der Straßentaube(Columba livia forma domestica) zu erhalten. Aus 14 Verwaltungsgebieten gin­gen auswertbare Angaben ein.

Kommunalhygienisch bedeutsame Vorkommen gibt es derzeit offenbar nur noch in den Städ­ten Cottbus , Rathenow , Frankfurt/Oder , Wittenberge und Perleberg . In Potsdam und den über­wiegend land- und forstwirtschaftlich genutzten Kreisen sind die Bestände der Art momentan nur klein und ohne Konfliktpotential. Seit etwa 1990 gibt es aus vielen Städten Hinweise auf einen noch anhaltenden Bestandsrückgang durch Sanierung der Bausubstanz und einge­schränkte Nahrungsverfügbarkeit. Selbst aus veterinärhygienischer Sicht ist die Straßentaube derzeit im Land Brandenburg keinProblemvogel.

1. Einleitung

Die Felsentaube(Columba livia ) dürfte sich vor Jahrhunderten auch im heutigen Land Bran­ denburg zumindest einzelne städtische Siedlungen aktiv als Lebensraum erschlossen haben (vgl. GLUTZ& BAUER 1980). Daneben kommen entwichene domestizierte Tauben lokal als Bestandsgründer in Betracht. Das Verhältnis zu dieser mittlerweile stark urbanisierten Vogelart ist jedoch selbst unter Ornithologen von Vorbehalten belastet, was u.a. in der bisherigen Nicht­bearbeitung im Rahmen derVogelwelt Brandenburgs(RUTSCHKE 1987) und auch jüngst publizierter Gebietsavifaunen zum Ausdruck kommt.

Dementsprechend unzureichend ist der aktuelle, regionale Kenntnisstand zur Straßentaube. Die Neubearbeitung der Landesavifauna bot den Anlaß für eine Umfrage bei den Gesundheits­bzw. Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsämtern der Kreise und kreisfreien Städte, um das hier vorhandene Wissen über die derzeitige kommunalhygienische Bedeutung und das Vorkommen der Art nutzbar zu machen.

2. Material und Methode

Ende März 1997 wurde an alle 18 Gesundheitsämter der Kreise und Stadtverwaltungen ein gleichlautender Fragenkatalog mit der Bitte um Beantwortung verschickt. Bis Mitte Juni 1997 gingen aus 10 Ämtern Antworten ein, die aufgrund der unterschiedlichen Zuordnung des The­masStraßentaube entweder vom Gesundheitsamt(5x), Veterinär- und Lebensmittelüberwa­Chungsamt(4x) oder Umweltamt(Untere Naturschutzbehörde, 1x) stammten. Ein Antwort