Heft 
Band 5 Heft 1/2
Seite
109
Einzelbild herunterladen

OTIS 5(1997) 1/2: 103-110 109 ALL}L,HLHLLLLLNNLNLn 109

jedoch durch Zahlenmaterial kaum unterlegt- ist dies eigentlich in vielen Städten und Ort­schaften. Die Gründe bestehen am ehesten in einer Verbesserung des Sanierungszustandes von zahlreichen Gebäuden seit der Wende und im Versiegen mancher aktiver und passiver Nah­rungsquelle(s.a. BAUER& BERTHOLD 1996, BREHME& NÖSSLER i.Vorb.). Die Bestandsentwicklung sollte in Zukunft aufmerksamer registriert werden!

Beim Zusammenzählen aller angegebenen konkreten Bürgerbeschwerden aus den Verwal­tungsterritorien ließen sich als definitive Konfliktgründe lediglich 19 Eingaben wegen Verun­reinigungen, 3 Beschwerden wegen Sorgen über gesundheitliche Gefährdung und eine wegen Verdrängung von Singvögeln durch Tauben verifizieren.

Die nur sehr vereinzelten veterinärmedizinischen Untersuchungen in Cottbus , Frankfurt/O . und Potsdam sprechen ebenfalls für einen geringen Problemdruck. In der Großstadt Cottbus wurde seit 10 Jahren kein Taubenzeckennachweis erbracht! Ebenso liegt landesweit offenbar kein Beleg von(straßentaubenassoziierter) Ornithose vor! Von einemStraßentaubenproblem kann daher derzeit auch aus veterinärhygienischer Sicht im Land Brandenburg nicht die Rede sein.

Bemerkenswert dagegen ist die- in dieser Befragung allerdings nicht erhobene- Rolle der Straßentaube in der Nahrungskette, so als Nahrungsquelle für Greifvögel in Brandenburg , z.B. den Habicht(SCHNURRE 1950, DEPPE 1976) und den Wanderfalken(SCHNURRE 1950, LANGGEMACH et. al 1997). Für Wanderfalkenbrutpaare in Berlin und am Stahlwerk Hen­ ningsdorf konnte festgestellt werden, daß der Taubenanteil vor allem zu Zeiten erhöhten Nah­rungsbedarfs(Nestlingszeit, Bettelflug) bzw. bei Verknappung anderer Beutevögel(Hochwin­ter) auffällig anstieg(z.T. auf über 50% der Beutegesamtmasse), ihnen also die Rolle einer Futterreserve zukommt. Bei einem Brutpaar am Berliner Alexanderplatz befanden sich übri­8e°ns unter mindestens 66 Haustauben nur 3 Brieftauben. Im früheren Wanderfalkenüberwinte­rungsrevier am Berliner Rathaus hatte die Straßentaube eine noch größere Bedeutung als Beu­tevogel inne(SCHNURRE 1950, SÖMMER 1989, LIPPERT 1993). Möglicherweise kommt der Straßentaube auch Relevanz bei der aktuellen, zaghaften Wiederausbreitung des Uhus in unserer Region zu. Nach ersten Beuteanalysen deutet sich dies an(LANGGEMACH, briefl.). Im Bundesland Brandenburg insgesamt scheint die Dichte der Straßentaube derzeit so gering zu sein, daß echte Konflikte kaum auftreten. Wo sie punktuell vorkommen, ist durch Gebäu­desanierungen und Einschränkung der Ernährungsgrundlage(Beispiel Angermünde ) Abhilfe rasch zu schaffen(z.B. auch BRAUN 1995). Dabei sollte verstärkt bedacht werden, daß bauli­che Taubenabwehrmaßnahmen(Netze, Spikes, Verbau etc. an Einflugöffnungen und Luken) auch anderen(geschützten) Tierarten(Fledermäusen, Schleiereulen, Waldkäuzen, Turmfalken, Dohlen, Mauerseglern u.s.w.) den Zugang zu Bauwerken verwehren können. In Zukunft soll­ten Taubenabwehrmaßnahmen verstärkt mit Lösungen gekoppelt sein, die anderen Arten ohne kommunalhygienische Bedeutung dauerhaften Zugang zu Dachböden im Sinne der Bereitstel­lung von Ersatzlebensräumen verschaffen(z.B. NABU& ARCHITEKTENKAMMER BADEN-WÜRTTEMBERG 1995).