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Band 5 Heft 1/2
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116 STAGE. J.: Die Vogelwelt des Golfplatzes Wilkendorf

5. Das Vogelartenspektrum und sein Wandel auf der Gesamtfläche

Auf der gesamten Fläche wurden in den Untersuchungsjahren 1992/93 und 1996 insgesamt 98 Brut- und Gastvogelarten festgestellt, dabei in den Jahren 1992/93 57 Brut- und 30 Gastvogel­arten und 1996 56 Brut- und 36 Gastvogelarten. Die Anzahl der Gastvogelarten hat sich somit erhöht, während die Anzahl der Brutvogelarten in etwa gleich geblieben ist.

Insgesamt konnten 23 Arten der Roten Liste Brandenburgs (12 Arten der Roten Liste Deutsch­ lands ) nachgewiesen werden:

* Brutvogel 1992/93, 1996- Braunkehlchen, Gartenrotschwanz, Heidelerche

* Bruvogel nur 1992/93:- Raubwürger, Wiedehopf

* Brutvogel nur 1996:- Grauammer

* Brutvogel 1992/93, Gastvogel 1996- Flußregenpfeifer, Kiebitz, Steinschmätzer

* Gastvogel 1992/93, Brutvogel 1996- Wendehals

* Gastvogel 1992/93, 1996- Erlenzeisig, Fichtenkreuzschnabel, Kornweihe, Kranich , Rohrweihe, Rotdrossel, Rotmilan, Turtel­taube, Wacholderdrossel, Waldschnepfe, Weiß­storch, Wiesenpieper

* Gastvogel nur 1996- Bekassine.

Aus dieser Auflistung ist unschwer ersichtlich, daß die Roten Liste-Arten Raubwürger, Wiede­hopf, Flußregenpfeifer, Kiebitz und Steinschmätzer nach dem Golfplatzbau nicht mehr als Brutvögel auftraten(mit Wiedehopf und Raubwüger betraf dies sogar die einzigen vom Aus­sterben bedrohten Brutvogelarten!), während Wendehals und Grauammer sich neu im Gebiet als Brutvögel ansiedelten(letztere sicherlich auch im Zuge der allgemeinen Ausbreitungsten­denz). Somit war ein nicht unerheblicher qualitativer Rückgang der Brutavifauna zu verzeich­nen.

6. Zum Einfluß von Golfplätzen auf das Vogelartenspektrum

Zur Einschätzung des Einflusses des Golfplatzes auf das Vogelartenspektrum sind im Ergeb­

nis der Untersuchungen folgenden Punkte relevant:

- Die Golfspielflächen mit ihren artenarmen Kurz- bzw. Filzrasen bieten so gut wie keine Lebensräume für Vögel; lediglich als Aufenthalts- bzw. Überflugräume haben sie Bedeu­tung. In nur geringem Maße kann dort Nahrung aufgenommen werden. Diese sind im ein­zelnen: Grün(Green), Sandhindernis(Bunker), Spielbahn(Fairway), Halbrauhes (Semirough), Abschlag(Tee). Golfspielen ist nicht automatisch angewandter Naturschutz. Sehr entscheidend ist das Verhältnis der Golfspielflächengröße zur Gesamtgröße eines Golfplatzes. Wenn die Golfspielflächengröße bis zu einem Drittel der Gesamtfläche beträgt, kann man aus ornithologischer Sicht entsprechend den erzielten Erkenntnissen von einer positiven Entwicklung sprechen, wenn eine entsprechende Biotopgestaltung und ­pflege sowie ein entsprechendes Requisitenangebot erfolgt.