OTIS 5(1997) 1/2: 135-138 135
CHRISTIANA& WINFRIED OTTO
In Deutschland hat der Bienenfresser einen aktuellen Bestand von 50-70 Brutpaaren(BP) und wird in der Roten Liste als stark gefährdete Art geführt(WITT et al. 1996). Die Art brütet unregelmäßig und immer wieder an neuen Plätzen(RHEINWALD 1993, NICOLAI 1993). In allen östlichen Bundesländern kam es zu einzelnen Brutansiedlungen. Gegenwärtig kommt der Bienenfresser in Sachsen-Anhalt an mindestens 8 Brutplätzen vor(Todte in RYSLAVY 1994). In Brandenburg fand im Invasionsjahr 1964 vermutlich eine Brut bei Friedland im Kreis Oder Spree statt(RUTSCHKE 1987). Der erste sichere Brutnachweis für Brandenburg im Jahr 1981 wurde erst viel später veröffentlicht(WEBER 1992). Ein Paar hatte in einer Sandgrube bei dem Dorf Hohenkuhnsdorf im Kreis Elbe-Elster erfolgreich gebrütet, und 1982 kam es noch zu einem Brutversuch. Von 1990 bis 1993 bestand in der Prignitz eine Brutkolonie mit bis zu 4 BP(Scholz in RYSLAVY 1993, 1994, DÜRR et al. 1997).
Wegen der dargestellten Seltenheit der Art wird im folgenden von einer erfolglos gebliebenen Brut im Kreis Uckermark im Jahr 1997 berichtet. Für die Uckermark sind bis 1995 nur drei Sichtbeobachtungen von Bienenfressern bekannt geworden(DITTBERNER 1996).
An einer Ausfallstraße von Warnitz an.der Ostseite des Oberückersees saß am 15. Juni, gegen 17 Uhr, ein Bienenfresser auf einer elektrischen Freileitung. Er wechselte seinen Ansitz und plötz-lich gesellte sich ein zweites Tier dazu. Ab und zu flogen sie zur Insektenjagd von der Leitung weg, kehrten aber kurze Zeit später wieder auf die Warte zurück.
Ein kurzer Rundblick erbrachte, daß sich etwa 20 m von der Straßen entfernt vor einer Pferdekoppel eine ca. 4 m hohe Sandabbruchstelle befand. Unter der oberen Kante war eine senkrechte Wand mit drei Höhleneingängen erkennbar(Abb...). Mit dem Fernglas konnten unter der linken Höhle deutlich herausgegrabene relativ frische Sandreste festgestellt werden. Im unteren Teil der Wand befand sich eine Böschung.
Unsere Beobachtung endete, als einer der beiden Vögel im Direktflug die linke Höhle ansteuerte und in ihr verschwand. Da er nach ca. 10 Minuten immer noch nicht herauskam, konnte davon ausgegangen werden, daß er bereits ein Gelege bebrütete.
Eine Umfrage in den nächsten Tagen erbrachte den Hinweis, daß der Brutplatz der Naturwacht des Biosphärenreservates Schorfheide-Chorin bekannt war. Aus diesem Grunde unterblieben eigene Bemühungen zur Absicherung des Neststandortes.
Während einer Durchreise wurde am 29. Juni ein kurzer Abstecher zum Brutplatz der Bienenfresser gemacht. Gegen 18.30 Uhr saß ein Tier etwas abseits von der Straße auf einer Leitung. Als ein Habicht das Gelände überflog, wurde er von Schwalben, Mauerseglern und dem Bienenfresser verfolgt, was sich nach kurzer Zeit noch einmal wiederholte. Danach flog der Bienenfresser zur bekannten Höhle und rüttelte davor. Nur wenig später war plötzlich ein zweites Tier in der Luft. Dieses flog dann zielgerichtet in die Höhle ein und kam nicht mehr heraus. Die Höhlenwand sah gegenüber der ersten Betrachtung verändert aus. Ganz offensichtlich waren weitere Teile abgerutscht. Vermutlich war jemand in der Wand umhergelaufen. Das Höhlenloch hatte, aus der Ferne betrachtet, jetzt einen kleineren Durchmesser.
Nach unseren Beobachtungen wurde das Gelege am 29. Juni noch bebrütet. Unter Verwendung von brutbiologischen Daten aus GLUTZ& BAUER(1980) war Mitte Juli mit der Fütterung von Jungvögeln zu rechnen.