Heft 
Band 5 Heft 1/2
Seite
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136 OTTO,C& W.: Erfolglose Brut des Bienenfressers in der Uckermark

Am 13. Juli konnte der Brutplatz wieder aufgesucht werden. Schon auf den ersten Blick wurde ersichtlich, daß die Höhle aufgegraben war. Trotzdem wurde erst einmal abgewartet, ob die Brutvögel noch anwesend waren. Tatsächlich kam nach ca. 20 Minuten ein Bienenfresser angeflogen. Er kreiste vor der Wand und rief laut vor dem Höhleneingang. Danach flog er die bereits erwähnte Leitung an. Eine Viertelstunde später flog er rufend über der Koppel und ent­schwand aus dem Blickfeld.

Diese Beobachtungen zeigten klar, daß das Brutgeschehen beendet war. Deshalb wurde jetzt erstmals die Sandabbruchwand aus der Nähe kontrolliert. Dabei zeigte sich, daß in der letzten Zeit Sand abgebaut wurde, wobei es zu weiteren Einstürzen der Oberkante gekommen war. Von den zwei anderen Höhlen, die wahrscheinlich nicht sehr tief angelegt waren, war nichts mehr zu erkennen. Links von der Wand verlief, vom Boden aus, im Gras ein Trampelpfad zum Koppelzaun. Möglicherweise war von oben auch jemand in die Sandböschung hinunterge­sprungen. Unterhalb der Bruthöhle lagen im Sand Schalen von wenigstens zwei Eiern des Bie­nenfressers, Ein Ei war bis auf eine seitliche größere Öffnung unversehrt. Ein auf gleiche Weise geleertes Ei befand sich auch oberhalb der Höhle im Gras. Reste des Eiinhaltes, die einen Hinweis auf den Zeitpunkt der Zerstörung ermöglicht hätten, waren nicht mehr vorhan­den. Die Eischalenfunde stellen andererseits einen eindeutigen Brutbeleg dar.

Als Prädator kommt der Steinmarder in Betracht. Speziell der Steinmarder soll die Vogeleier von der Seite her anfressen(z.B. OHNESORGE et al. 1995). Ob das ein wirklich zuverlässiges Merkmal ist, kann nicht beurteilt werden. Unklar bleibt, ob es neben dem Gelegeverlust auch zum Tod eines adulten Brutvogels gekommen war. Das geschilderte Verhalten des noch anwe­senden Bienenfressers könnte darauf hinweisen.

Vielleicht hätte der Raub des Geleges verhindert werden können, wenn das kleine Gelände abgesperrt worden wäre. Denn erst durch den Sandabbau während der Bebrütung kam es zum erneuten Erdrutsch und zur Verringerung der Höhe der Steilwand, so daß ein umherstreifender Prädator ohne Kletterei an die Höhle herankam.

Nach Literaturangaben werden solche neuen Brutplätze häufig mindestens zwei Jahre hinter­einander genutzt. Daher sollte die steile Sandabbruchwand wieder hergestellt und gegen das Betreten gesichert werden.