Heft 
Band 7 Heft 1/2
Seite
57
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OTIS 7(1999); 56-59 SZ

Im Jahr 1974 berichtete BRENNECKE erstmals über einen Vogel, der sich im Bindegarn verstrickt hatte: ein Turmfalke hatte sich mit dem Fuß im Nistmaterial verfangen und hing kopfüber am Nest, das bei den Befreiungsversuchen des Vogels mitsamt dem Gelege zerstört worden war- durch Fällen des Horstbau­mes konnte er gerettet werden. Der Autor berichtete schon damals, daß nachlässig im Gelände weggewor­fenes Bindegarn oft in den Nestern von Krähen, Mäusebussarden und Elstern sowie Waldohreulen(als Nachnutzer) zu finden ist.

Dennoch wurde in der Literatur der folgenden 25 Jahre fast nur anhand von einzelnen Verlustfällen auf das Problem hingewiesen. Überwiegend betrafen diese Fälle Weißstörche und Greifvögel, vor allem Baumfalken und Turmfalken, aber auch Milane(KAGE 1984, HERING& KRONBACH 1987, WEBER 1990, MARTIN 1990, BACHMANN& PRÖHL 1991, HERING 1994). Umfangreichere Ausführungen finden sich bei REUSSE& SCHNEIDER(1985) sowie REUSSE(1989), die auch Waldohreule, Ringel­taube, Rabenkrähe, Kolkrabe und Schwanzmeise als Garnopfer nennen. Bei weiteren Arten fand sich Bin­degarn in den Nestern, ohne daß es zu Verlusten kam. In den Monografien dieser und anderer potentiell gefährdeter Arten fehlen Hinweise auf diese Gefährdungsursache fast völlig(u. a. MELDE 1983, 1984, FIUCZYNSKI 1987, ORTLIEB 1989, PIECHOCKI 1991). Nur zwei Autoren erwähnen das Problem am Rande. ORTLIEB(1998) nennt Bindegarn als Gefahr für den Schwarzmilan und betont das Risiko für Jungvögel. CREUTZ(1985) schreibt, daß"Schnuren, Bindegarne, Drähte oder Angelsehne aus Kunststof­fen... von den Störchen gern als Niststoffe eingetragen und dann den Jungstörchen zum Verhängnis wer­den, die sich in den Fadenknäueln verheddern, erdrosseln oder die weichen Beine zerschneiden". In den Tagungsbänden von C.& M. KAATZ(1996, 1997) finden sich dann auch regelmäßig Hinweise auf Ver­luste unter Weißstörchen. Nicht weniger als 33 mal traten Bindegarn- und Angelsehnenopfer unter insge­samt 396 eingelieferten Weißstörchen auf(= 8,3%), davon waren 26 Fälle tödlich(Zeitraum 1979-96). Selbst beim Schwarzstorch gab es zwei Bindegarnopfer, von denen einer verendete und der andere nicht mehr auswilderungsfähig war(C.& M. KAATZ 1997).

Auf der gemeinsamen Frühjahrstagung der Vogelschutzwarten der Bundesländer im April 1999 kam das Problem zur Sprache. Es stellte sich heraus, daß das Thema in anderen Bundesländern teilweise als "Randproblem" registriert wurde, teils aber auch völlig unbekannt ist. Aus Brandenburg hingegen waren uns zahlreiche Fälle bekannt. Bereits 1993 gab es einen Versuch seitens der"Arbeitsgruppe Greifvogel­schutz Berlin und Bernau "(K. KOCH, P. SÖMMER), bei einem der Hersteller von synthetischem Binde­garn gemeinsam nach Problemlösungen zu suchen, allerdings ohne Ergebnis. Da in Berlin und Branden­ burg seit Jahren zahlreiche Ornithologen intensiv an Greifvögeln und Weißstörchen arbeiten und im Rah­men der Beringung viele Horstkontrollen durchführen, erschien es erfolgversprechend, über eine Umfrage an diesen Personenkreis zu verbesserten Aussagen sowie quantitativen Angaben zu gelangen. In die Um­frage wurden die Unteren Naturschutzbehörden(UNB) einbezogen. Zusätzliche Informationen waren durch die Konsultierung der Vogelpflegestationen im Land zu erwarten. Daneben wurden im Zuge der Recherchen weitere Informationsquellen erschlossen, z. B. Zufallsfunde durch Feldornithologen und Wahrnehmungen von Bürgern ohne ornithologische Ambitionen.

2. Vogelverluste durch Bindegarn in Brandenburg * (mit Ergänzungen aus anderen Bundesländern unter Einbeziehung des Schrifttums)

Insgesamt liegen von 54 Ornithologen positive Angaben vor, d.h. fast jeder der Befragten hatte ent­Sprechende Kenntnisse. Acht Untere Naturschutzbehörden antworteten, von denen fünf mit konkreten Informationen aufwarten konnten. Weitere Hinweise kamen aus drei Pflegestationen. Die Masse der Mel­dungen stammt aus den zurückliegenden 15 Jahren, nur wenige sind älter. Erste Vogelverluste sind auch durch die in Brandenburg noch nicht so lange eingesetzten Netze zum Einwickeln von Rundballen aufge­treten. Um den Text übersichtlich zu halten, erfolgen in der Auswertung keine Namensnennungen.

Danksagung: Es wird jedoch den folgenden Personen herzlich für die Übermittlung von Informationen(auch Ne­Sätivmeldungen) gedankt: U. Alex, U. Binder, M. Bolz, J. Blank, P. Blankenburg, B. Block, T. Blohm,