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Band 7 Heft 1/2
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58 LANGGEMACH.T.: Vogelverluste durch Erntebindegarn- ein kaum bekanntes Problem

I. Börner, H. Brücher, O. Büxler, T. Dürr, N. Eschholz, B. Fedtke, R. Flath, K.-D. Gierach, T. Grünkorn, P. Haase, A. Hallau, V. Hastädt, H. Hauf, H. Haupt, J. Hering, S. Herold, C. Hinnerichs, A. Hinz, G.& G. Hübner, K. Illig, Herrn Jensch, J. Kaatz, A. Kabus, A. Kaffke, G. Kehl, W. Kirmse, G. Klammer, K. Koch, W. Köhler, M. Kolbe, C. Kurjo, Dr. S. Lender, G. Lohmann, W. Mädlow, H. Main, U. Mammen, J. Mundt, R. Neumann, T. Noah, Herrn Noack, W. Otto, C. Philipps, M. Putze, P. Reusse, R. Riep, D. Schmidt, H. Schreiber, F. Schulz, H. Seeger, P. Söm­mer, A. Sommer, T. Spillmann-Freiwald, A. Stein, A. Valentin, H. Vogt, T. Wachowiak, A. Weber, Herrn Welk und M. Zerning. Dank für die Überlassung von Fotos gebührt darüberhinaus B, Block, S. Herold, G. Hübner, C. Kurjo, Dr. S. Lender, A. Kabus, A. Kaffke, G. Klammer, K. Koch, C. Philipps, P. Reusse und H. Vogt.

Die Menge der Gewährsleute verdeutlicht weit verbreitete Erfahrungen mit dem Problem, zeigt aber auch, daß der Einzelne im allgemeinen das Gesamtgeschehen nur bruchstückhaft überschauen kann. Die erhal­tenen Informationen sind hinsichtlich ihrer Genauigkeit sehr heterogen, da ausdrücklich dazu aufgerufen wurde, auch Fälle, zu denen keine Aufzeichnugen vorliegen, zu übermitteln.

In der Auswertung wird nicht unterschieden zwischen tödlichem Ausgang und Vögeln, die gerettet wer­den konnten. Der Anteil der geretteten Vögel beträgt etwa ein Drittel- dem steht jedoch gegenüber, daß nur ein winziger Bruchteil der betroffenen Individuen überhaupt durch den Menschen wahrgenommen wird. Es ist davon auszugehen, daß nahezu alle Individuen, die sich im Bindegarn fest verstricken, auch daran eingehen, wenn sie nicht zufällig bei der Beringung oder am Horst hängend entdeckt werden. Vö­gel, die freifliegend mit Bindegarn gesehen werden, hängen mit großer Sicherheit früher oder später ir­gendwo fest, sofern es ihnen nicht gelingt, das Fremdmaterial abzustreifen, und verenden. Das Verenden geht schneller, wenn die Vögel kopfüber aus dem Nest hängen, aber auch dies dürfte u. U. mehrere Tage dauern. Schnelles Ableben ist im allgemeinen bei Strangulation im Halsbereich zu erwarten(der Begriff "Strangulation" wird nachfolgend auch für stärkere Fesselungen an anderen Körperteilen verwendet). Selbst bei Bergung lebender Tiere kommt oft jede Hilfe zu spät, da die Einschnürungen zu tief und die dadurch hervorgerufenen Verletzungen zu schwerwiegend sind. Sie führen bis zum Absterben(teils Ab­stoßen) der betroffenen Gliedmaßen bzw. Fäulnisvorgängen bei lebendigem Leib. Teils wachsen die Garnschlingen bei Nestlingen regelrecht in die Muskulatur und sogar ins Skelett ein. Hinzu kommen Fol­geschäden, wie Wundinfektionen, Nahrungsmangel und auf Verletzung, Streß und Hunger folgende All­gemeinerkrankungen. Diagnostiziert wurden bei Bindegarnopfern beispielsweise Mykosen (Pilzinfektio­nen), bakterielle Erkrankungen und Ornithose. Diesbezügliches Material stammt aus dem Programm zur Untersuchung von Verlustursachen bei Großvögeln(s. LANGGEMACH 1999). Verfangene Nestlinge zeigen Entwicklungsstörungen sowie Federbildungs- und-reifungsstörungen. Beim Verlust von Altvögeln zur Brutzeit geht unweigerlich die Brut verloren. Das ist oft auch der Fall, wenn das Individuum gerettet werden kann, die Brut aber durch die Intensität der Störung und der Befreiungsversuche des Vogels zu Schaden kommt oder aufgegeben wird. Nachfolgend eine Abhandlung der bisher zusammengetragenen Informationen in systematischer Reihenfolge:

Kormoran(Phalacrocorax carbo ) Die einzige vorliegende Meldung aus dem Land Brandenburg betrifft einen Jungvogel, der am Hals an seinem Nest aufgehängt war.

Weißstorch(Ciconia ciconia )

Aus Brandenburg sind insgesamt 93 Fälle bekannt, wobei die Gesamtzahl weit höher liegt, da von einigen Befragten nur sehr allgemein über hohe Verluste berichtet wurde, ohne daß ihre Zahlen bisher zur Verfü­gung stehen. 86 Nestlingen stehen nur zwei Altvögel gegenüber, während in fünf Fällen keine Altersanga­ben vorlagen. Einige Verluste durch Angelsehne sind am Rande zu erwähnen. Überwiegend war nur ein Vogel im Nest betroffen, aber teilweise auch ganze Bruten bis zu vier Jungvögeln,

Strangulationen erfolgten an allen denkbaren Körperteilen; teils wurde auch Bindegarn abgeschluckt, SO daß die Vögel erstickten oder durch das geschluckte Garn ans Nest gefesselt waren bzw. daran hingen. Daß das Risiko auch abseits von Nestern besteht, zeigt der Fund eines in einem Baum hängenden Altvo­gels. Ob dieser das Bindegarn im Nest oder außerhalb mit den Beinen"aufgesammelt" hat, bleibt unklar. Aufgrund seiner Lebensweise ist die Fundquote beim Weißstorch höher als bei allen anderen Vogelarten. Zumindest größere Jungvögel, die sich verstrickt haben, werden früher oder später endeckt und

dem Horstbetreuer, der UNB oder anderen Ansprechpartnern gemeldet, kleinere