LANGGEMACH.T.: Vogelverluste durch Erntebindegarn- ein kaum bekanntes Problem
Abb. 5: Die Befreiung einzelner Individuen(hier ein Kolkrabe) bei der Beringung kann das Problem nur zu einem Bruchteil lösen; Juni 1994; bei Bergsdorf/OHV Foto: T. Langgemach
Pirol(Oriolus oriolus)
UHLENHAUT (1999) nennt drei Unglücksfälle ohne Ortsangaben: jeweils ein Männchen und ein Weibchen verstrickten sich in der Nestbauphase mit dem Fuß; hinzu kommt ein Jungvogel, der ebenfalls am Fuß gefesselt verendete. In einem vierten Fall konnte sich ein im Bindegarn am Nest hängengebliebenes Weibchen nach dem Füttern retten, da sich keine Schlinge zog. Daß Bindegarnfasern in Pirolnestern verbaut werden, berichten auch SPERLING(1983) und APPELT(1988).
Stieglitz (Carduelis carduelis ) Ein Fall in Brandenburg - ein lebender Jungvogel hing am Nest und konnte gerettet werden.
Haussperling(Passer domesticus )| Sechs Verluste sind für Brandenburg beschrieben, davon nur drei mit Altersangaben: ein Jung- und zwel
Altvögel.
Feldsperling(Passer montanus) Drei Bindegarnopfer wurden in Brandenburg registriert, zwei Nestlinge und ein Vogel unbekannten Al
ters.
Für verschiedene weitere Arten ist eine Gefährdung durch Bindegarn, vor allem im Nestbereich anzunehmen. So wurde Garn oder einzelne Fasern gefunden in den Nestern der Rohrweihe(Circus aeruginosus ); der Wacholderdrossel(Turdus pilaris ), der Beutelmeise(Remiz pendulinus) und des Kleibers (Sitta euro“ paea)(REUSSE& SCHNEIDER 1985, REUSSE 1989). Für die Rohrweihe liegen Beobachtungen eines fliegenden Individuums mit einer längeren Leine am Bein vor, bei der es sich um Bindegarn gehandelt haben könnte. Gezieltes Studium der Literatur über Nestbestandteile würde sicher zu weiteren Arten mit potentieller Gefährdung führen. Ebenso würde eine erweiterte Umfrage