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Band 7 Heft 1/2
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68 LANGGEMACHL.T.: Vogelverluste durch Erntebindegarn- ein kaum bekanntes Problem

stellen und gelegentlich zu Verlusten führen, z.B. Angelsehne und Glasfasern; selbst Kassettenbänder wurden in einem Weißstorchhorst gefunden.

4. Schlußfolgerungen

Um die Argumentationsbasis weiter zu verbessern, sollte fortlaufend an der Vervollständigung der Datenlage gearbeitet werden. Dazu wird um die Übermittlung aller noch nicht gemeldeten bzw. künftig bekannt werdenden Fälle aus Brandenburg und anderen Bundesländern gebeten, ebenso um die Mitteilung bisher übersehener Literaturquellen.

Es muß darauf hingearbeitet werden, daß die weitere Verunreinigung der Landschaft mit Bindegarn minimiert wird. Dies betrifft auch die seit einigen Jahren hinzugekommenen Netzen zum Umwi­ckeln von Rundballen. Dazu müssen vor allem die Landwirte ermuntert werden, die aufgrund eige­ner Probleme mit dem Material(Tiergesundheit, Maschinentechnik) selbst Interesse an sorgsamem Umgang damit haben müßten. Durch die Forstwirtschaft, die das Material(zumindest in Ost­ deutschland ) erst seit kurzer Zeit einsetzt, sollte von vornherein darauf geachtet werden, daß es gar nicht erst zu einer Verunreinigung der Wälder kommt. Dazu werden Veröffentlichungen in der je­weiligen Fachpresse vorbereitet. Eine Informationskampagne der Hersteller durch einen auffallen­den Hinweis auf jeder Verpackung könnte die Bemühungen auch langfristig unterstützen.

Es ist vorgesehen, noch einmal gemeinsam mit den Herstellern nach denkbaren Alternativen zu suchen(z.B. einfädiges oder mittelfristig verrottbares Material).

Gemeinsam mit der Industrie sollte auch die Entsorgung geklärt werden, da selbst über Müll­deponien das Bindegarn, v.a. über Rabenvögel, wieder in Umlauf kommt. Zu erwägen wäre der Aufbau eines Rückführungssystems. Möglicherweise lassen sich bei entsprechenden Aktivitäten und damit verbundener Öffentlichkeitsarbeit sogar Marktvorteile erzielen.

Durch konsequentes Einsammeln herumliegenden Bindegarns kann zumindest ein Teil davon unschädlich gemacht werden. Dies wird von verschiedenen Naturfreunden bereits praktiziert und wurde lokal auch systematisch durch die Vogelschutzwarte Brandenburg(bzw. zuvor Naturschutz­station Buckow ) organisiert. Bäuerliche Familienbetriebe zeigen(nach persönlichen Gesprächen) zunehmend eigenes Interesse daran,"daß der Acker wieder sauber wird"; wichtig wäre aber auch der Ackerrand und die übrige Landschaft.

Durch konsequentes Säubern verunreinigter Nester im Zuge von Brutkontrollen kann ein Teil von Vögeln gerettet werden. Nester, bei denen das Entfernen des Garns zum Zerfall führen würde, soll­ten nach der Brutzeit komplett entfernt bzw. durch Kunsthorste oder Nistkästen(Turmfalke) ersetzt werden. Alternativ ist das Abdecken des Horstinhaltes mit Grassoden möglich. In Sachsen werden gebietsweise Horste des Weißstorches systematisch vor jeder Brut gesäubert(P. Reuße, mdl.).

Literatur

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BACHMANN, R.& T. PRÖHL(1991): Beobachtungen an einem Baumfalkenhorst(Falco subbuteo ) bei Vollmershain im Südwesten des Kreises Schmölln.- Mauritania 13: 333-335

BRENNECKE, R.(1974): Bindfaden als Vogelfalle.- Falke 21: 246

CREUTZ, G.(1985): Der Weißstorch.- Neue Brehm-Bücherei 375, Ziemsen Verlag, Wittenberg

DEDIE, K., L. F. MÜLLER, G. PALLASKE, J. BEER& K. REICHEL(1955): Die Ursache der in Mit­ teldeutschland aufgetretenen Rinderkrankheit(X-Krankheit, Hyperkeratose).- 2. vorl. Mitt. Mb. Vet.-Med. 10: 241-244

FEIGE, K.-D.(1986): Der Pirol.- Neue Brehm Bücherei 578, Ziemsen Verlag, Wittenberg

FIUCZYNSKI, D.(1987): Der Baumfalke. - Neue Brehm-Bücherei 575, Ziemsen Verlag, Wittenberg