26 BESCHOW, R.: Limikolenwegzug 1998 an der Talsperre Spremberg im Vergleich zu den Jahren 1990-1997
Der Limikolenwegzug 1998 an der Talsperre Spremberg im Vergleich mit der Situation in den Jahren 1990 bis 1997
RONALD BESCHOW
Zusammenfassung
Seit 1991 besitzt die Talsperre Spremberg wieder mehrwöchige, günstige Rastplatzverhältnisse für fast alle binnenländisch durchziehenden Limikolenarten. Die aktuell wichtigsten Rastflächen im Gebiet werden beschrieben. Die im Zeitraum 1990- 1997 ermittelten Wegzugdaten der häufigen Limikolen werden als Übersicht dem Ergebnis des Limikolenwegzuges 1998 gegenübergestellt. Das Gebiet ordnet sich hinsichtlich des Zugablaufes harmonisch in das Gesamtbild des Zuges im Land Brandenburg ein. Mit über 10.000 registrierten Limikolen auf dem Wegzug 1998 wird auch eine hohe Gebietskapazität nachgewiesen. Die positive Entwicklung im Rastgeschehen seit 1991 hat sich auch 1999 fortgesetzt. Die zusammengestellten Beobachtungsergebnisse rechtfertigen die Einschätzung, daß die Talsperre Spremberg heute wieder größte Bedeutung für den Limikolenzug in Südbrandenburg besitzt. In der Perspektive kann das Gebiet dauerhaft als Rastplatz ohne große Aufwendungen erhalten werden. Notwendig ist, die Schutzgebietsverordnung zum Abschluß zu bringen und geplante größere Eingriffe in die Rastflächen abzuwehren. Mit dieser Arbeit wird ein weiterer Beleg zur Schutzwürdigkeit Brandenburgs einziger Talsperre und Deutschlands größter Flachlandtalsperre vorgelegt.
1. Einleitung
Oft sind es die Eindrücke außergewöhnlicher Durchzugereignisse, die zu einer Darstellung registrierter Zugphänomene anregen. Das ist auch bei dieser Arbeit der Fall. Gleichzeitig wird damit für das dritte Jahr in Folge über eine lokale AUngewöhnlichkeitA im Limikolenwegzug Brandenburgs berichtet.
Die enge Wechselbeziehung zwischen Wasserbilanz der Spree und der überregional zwingenden Notwendigkeit der stabilen Wasserversorgung der Internationalen Schutzgebiete nördlich von Cottbus - FIB Peitzer Teiche und Biosphärenreservat Spreewald- läßt die Talsperre Spremberg auf längere Sicht wegen Wassermangels im Einzugsgebiet der Spree zur Wegzugzeit als Limikolenrastplatz sicher erscheinen. Trotz z.T. hoher Störeffekte durch verschiedenste Nutzergruppen(Besucher, Urlauber, Angler, Wassersportler) sind die naturschutzfachlichen Potentiale im Gebiet ungebrochen hoch einzustufen. Ein wichtiges Teilelement der ganzjährigen Bedeutung des Gebietes für die Vogelwelt stellt der im Spätsommer zu verzeichnende Durchzug von Wat- und Wasservögeln dar. In der vorliegenden Arbeit soll die wiedererlangte Rastplatzfunktion der Talsperre Spremberg für den Limikolendurchzug in Südbrandenburg in den 90er Jahren dargestellt werden.
2. Gebiet, Material und Methodik
Die Talsperre Spremberg ist durch ihre Hauptfunktion als Wasserspeicher ständigen, z.T. deutlichen Wasserspiegelschwankungen unterlegen. Insbesondere in den letzten Jahren wird dieser Zustand wieder zunehmend deutlich. Das Vorhandensein von günstigen Rastbedingungen für Limikolen ist eng an die Wasserführung der Spree gebunden. Seit 1990 sind erneut gravierende Veränderungen in der Wasserbilanz der Spree zu verzeichnen(ARNOLD& KUHLMANN 1993). Kam es in den 80er Jahren praktisch zu keiner echten Niedrigwassersituation mehr im Gebiet, so bewirkten die drastischen Reduzierungen des Sümpfungswasserzuflusses aus den Tagebauen des Niederlausitzer Braunkohlereviers seit etwa 1990 regelmäßige Niedrigwasser unterschiedlicher Intensität im Zeitraum Juli bis September(Abb. 2). Fragen des mittleren jährlichen Abflußes der Spree werden heute auch entscheidend vom Zwang zur Wiederherstellung postbergbaulich stabiler, sich selbst regulierender Grundwasserverhältnisse geprägt. Auf dem schwierigen Weg dorthin spielt die schnellstmögliche Umsetzung der Tagebausanierungen mit den umfangreichen Restsee-Flutungskonzeptio