Heft 
Band 7 Heft 1/2
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122
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122 LITZBARSKLB.& H: Zur Fortpflanzungsbiologie der Großtrappe(Otis tarda L.) in Brandenburg

Zur Fortpflanzungsbiologie der Großtrappe(Otfis tarda L.) in Brandenburg

BÄRBEL& HEINZ LITZBARSKI

Zusammenfassung

Die Aussagen zur Fortpflanzungsbiologie stützen sich auf Daten von 622 Gelegen, die von 1979-1999 im Rahmen des Schutzprojektes in den Großtrappeneinstandsgebieten Brandenburgs aufgenommen wurden sowie von weiteren 48 Gelegen, die im Freiland belassen wurden. Bei den Neststandorten überwiegen Bruten im Grünland(54,5%) gegenüber denen auf Äckern(45,5%). Für Erstbruten(Gelege bis Mitte Mai) werden Ackerstandorte(74,5%) bevorzugt.

Die Kartierung der Neststandorte ergab Fortpflanzungsareale von 30-80 km?. Die meisten Gelege wurden in Entfernungen bis zu 6 km vom Balzgebiet gefunden. Entfernungen bis zu 18 km vom Balzplatz wurden wiederholt nachgewiesen.

Schlupftermine liegen zwischen Mitte Mai und Mitte August mit einem Höhepunkt von Ende Mai bis in die erste Julidekade. Die Gelegegröße liegt bei 1,74(n= 670 Gelege), wobei durch das störungsbedingte Aufnehmen unvollständiger Gelege der Wert gemindert wird. Eindeutig ist der Rückgang von Dreiergele­gen auf einen Anteil von 3,0%, gegenüber von 30-50% in den 50er Jahren. Die Eimaße liegen mit 78,9­55,8 mm(n= 998 Eier) in dem für Großtrappen üblichen Bereich. Bei der Befruchtungsrate ist ein leich­ter Anstieg von 75,0%(1980-1989) auf 83,0%(1990-1999) zu bemerken. In aussterbenden Bestands­gruppen geht die Befruchtungsrate deutlich zurück. Im Verlauf der Hauptlegeperiode bleibt die Befruch­tungsrate weitgehend konstant: 1980-1989(Ende April bis Ende Juni) mit 76,1% und 1990-1999(Ende April bis Ende Mai) mit 85,5%. Aus dem Datenmaterial werden Hinweise für den weiteren Großtrappen­schutz abgeleitet.

1. Einleitung

Ein Schwerpunkt des Großtrappenschutzprojektes war die möglichst vollständige Bergung der durch Landwirtschaftsarbeiten gestörten Großtrappengelege. Damit verbunden war eine umfangreiche Daten­sammlung über Neststandorte, Gelegegrößen, Befruchtungsraten und Schlupftermine, wie sie mit den üblichen Methoden von Freilanduntersuchungen nicht zu erreichen gewesen wäre.

Ausgewertet wurden 622 Gelege(1979-1989: 453; 1990-1999: 169), die im Rahmen des Schutzprojektes in den Großtrappeneinstandsgebieten Brandenburgs aufgenommen wurden und weitere 48 im Freiland belassene Gelege. Die Daten geben einen Einblick in die Situation von 14 bereits bzw. nahezu ausgestor­benen Bestandsgruppen und in die Entwicklung der heute noch reproduzierenden Großtrappen in den NSGBelziger Landschaftswiesen undHavelländisches Luch.

Nach 1990 wurden in den zwei noch verbliebenen, gut besetzten Brutgebieten, Belziger Landschaftswie­sen und Havelländisches Luch, die Landwirtschaftsarbeiten im Rahmen des Vertragsnaturschutzes so ge­lenkt, daß direkt anthropogen bedingte Gelegeverluste weitgehend ausgeschlossen werden konnten. Die Bergung durch Landwirte gestörter Gelege trat deutlich in den Hintergrund. Aufgenommen wurden nach 1990 im Havelländischen Luch(1998/99 auch in den Belziger Landschaftswiesen) vor allem Erstgelege, weil sie ohne diesen Eingriff sehr häufig durch Prädatoren(80-100%) verloren gehen bzw. bei erfolgrei­cher Brut die Küken in der letzten Maidekade und Anfang Juni auf verschiedenen Standorten noch kein ausreichendes Nahrungsangebot an Arthropoden finden(LITZBARSKI& LITZBARSKI 1999). Teilaspekte des Datenmaterials wurden bereits früher Jahren bearbeitet(RUTSCHKE 1983, DORNBUSCH 1985, LITZBARSKI et al. 1987, LITZBARSKI& LITZBARSKI 1993, LUDWIG 1996, PETRICK 1996).