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Band 7 Heft 1/2
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124 LITZBARSKI, B.& H: Zur Fortpflanzungsbiologie der Großtrappe(Otis tarda L.) in Brandenburg

starker Biomasseaufwuchs sowie häufige Mahdtermine) nahm auch auf diesen ehemals störungsarmen Standorten die Zahl der Gelegeverluste deutlich zu.

Auf Hackfruchtflächen erfolgte die Eiablage oft ohne jede Deckung, wenn Kartoffeln oder Rüben gerade erst aufgelaufen waren. Die hohe Bearbeitungsintensität verhinderte auf derartigen Äckern nahezu jede erfolgreiche Brut. Wiederholte Bodenbearbeitung und der umfangreiche Einsatz von Bioziden machen Hackfruchtflächen zu den arthropodenärmsten und auch aus dieser Sicht für Trappenküken feindlichsten Standorten im Agrarraum. Der starke Rückgang des Hackfruchtanbaus nach 1990 hat dazu geführt, daß in den letzten Jahren kaum noch Trappengelege in diesen Kulturen nachzuweisen sind.

Etwa 10% der Trappengelege wurden insonstigen Kulturen(Tab. 1) gefunden. Dabei handelt es sich in der Regel um verschiedenen Futterpflanzen(Luzerne, Klee, Erbsen u.a.). Sehr häufig dienen diese Kultu­ren zur Frischfuttergewinnung. Hier sind Bruten selten erfolgreich, denn diese Flächen werden in der Re­gel häufiger als Grünland, teilweise sogar in Abschnitten täglich, für die benötigten Futterrationen in Stallanlagen gemäht. Mit dem deutlichen Rückgang der Viehbestände haben sich nach 1990 auch der An­bau von Futterkulturen und demzufolge die Gelegefunde in ihnen verringert.

Auffällig ist, daß die nach 1990 angelegten Ackerbrachen bisher kaum von Bruthennen aufgesucht wer­den. Das deckt sich mit unseren Befunden aus Spanien , Ungarn und Rußland , in denen ackerbaulich ge­nutzte Flächen gegenüber den natürlichen Steppenstandorten als Brutplätze bevorzugt werden.

In einer abgewandelten Form der Dreifelderwirtschaft mit einem Wechsel von chemiefreiem Getreidean­bau mit Rotations- und Dauerbrachen kann die Attraktivität derartiger großflächiger Brachen für die Brut­hennen in unseren Großtrappengebieten verbessert werden. Der Vertragsnaturschutz muß unbedingt Vor­gaben für derartige Gestaltungsvarianten sowie variable Bedingungen für jährlich wechselnde Brutplätze enthalten.

Die Aussagen über die Neststandorte gehen in erster Linie auf Gelegefunde während landwirtschaftlicher Arbeiten zurück. Selbstverständlich beeinflußen die unterschiedliche Bewirtschaftungsweise und ­intensität in den verschiedenen Kulturen die Häufigkeit von Gelegefunden und damit die Aussagen in den Tab. 1+2. Trotzdem sind die Verfasser davon überzeugt, daß der große Datenumfang verläßliche Aussa­gen zur Verteilung der Großtrappengelege in Landwirtschaftskulturen Brandenburgs erlaubt.

3. Größe der Fortpflanzungsareale

Die große Anzahl der registrierten Gelegefunde ermöglicht für mehrere Einstandgebiete eine Berechnung des Fortpflanzungsareals, das von den Bruthennen rund um das 0,5 km?- 2 km? große Hauptbalzgebiet zur Ablage der Eier aufgesucht wird. Das von den Hennen regelmäßig genutzte Fortpflanzungsareal(> 90% der Gelege) umfaßt in Brandenburg 30 80 km?(Tab. 3). Das bedeutet, daß sich die meisten Hennen zur Brut in der Regel nicht weiter als 4- 6 km vom Balzgebiet der Hähne entfernen. Die in Tab. 3 aufgeführ­ten Extremwerte sind nicht als sensationelle Ausnahmen zu werten. Diese entfernter liegenden Brutgebiete werden von einzelnen Hennen oft über mehrere Jahre genutzt. Das betraf in den 70er und 80er Jahren beispielsweise die Brutplätze östlich der Havel bei Warnau und Kuhlhausen(Sachsen-Anhalt , 18-20 km zum Balzplatz bei Dreetz ), bei Berge-Bergerdamm/HVL (9-11 km bis zu Balzplätzen bei Warsow, Dech­tow oder Schwanebeck), nordöstlich Bredow/HVL (10-12 km bis zu den Balzplätzen bei Ebereschenhof oder Schwanebeck/Markee) und bei Krielow/PM(12 km bis Weseram, 17 km bis Schwanebeck). Nach dem Abklingen der Hauptbalz folgen einzelne Hähne den Hennen an ihre Brutplätze, auch zu den weiter entfernt liegenden, an denen sie dann erneut balzen. Dieses Verhalten fördert sicher die verhältnismäßig hohe Befruchtungsrate bei den späten Gelegen im Juni und Juli. Bei den abseits gelegenen Brutplätzen fällt es oft schwer zu entscheiden, zu welcher der benachbarten Fortpflanzungsgemeinschaften die Hennen gehören.

Als die Agrarlandschaft zwischen Havel und Rhin noch verhältnismäßig dicht mit Großtrappen besiedelt war(1978: 269 Expl. in 8 Gruppen), waren die wichtigsten Balzplätze Kremmener Luch, Dechtow, Man­ker, Dreetzer Luch, Warsow, Liepe , Weseram und Schwanebeck/Markee jeweils nur 10-18 km(im Mittel 14,5 km) voneinander entfernt. In diesem Bereich Brandenburgs berührten und überlappten sich während

der Brutzeit die Areale der verschiedenen Bestandsgruppen. N Intensive Brutgebietskontrollen in den letzten Jahren haben in den NSGBelziger Landschaftswiesen

undHavelländisches Luch gezeigt, daß zur Eiablage innerhalb des Hauptfortpflanzungsareals immer wieder einige, nicht unbedingt zusammenhängende Bereiche deutlich bevorzugt werden. Im NSGHa­