OTIS 7(1999); 134-153 137
zwei Altersklassen zusammen. Die im Mittel 80-100(120) Jahre alten Erlenbestände, unter denen auch wenige„Veteranen“ mit 180 Jahren vorkommen, sind immer wieder von mehreren Hektar großen 10 bis 20-jährigen Erlenstangenhölzern unterbrochen. Daraus ergibt sich ein hoher Grenzlinienanteil, der durch das stark verzweigte Fließgewässernetz noch erhöht wird. Horizontale Elemente der für die Ernährung des Grauspechts so bedeutenden Bodenschicht sind in der Randzone des Waldgebietes(wenig befahrene) Betonplatten- und Sandwege, Hochwasserschutzdämme und beweidete Saumstrukturen, im Waldzentrum hingegen Schneisen und Blößen. Ein weiterer Aspekt diesbezüglich sind die, infolge von Unterhaltungsmaßnahmen des Gewässersystems entstandenen, z.T. spärlich bewachsene Verwallungen an den Uferzonen. Im Gegensatz zum Grünspecht(P. viridis), der 1999 mit 3 Revieren die südexponierte Randzone des Hochwaldes besiedelte, liegen die Kernbereiche der Grauspechtrufreviere im Zentrum der Waldfläche. Dort wurden die Vögel oft paarweise an Ruf- und Trommelplätzen angetroffen. Häufig fanden sich diese „Signalorte‘“ auf abgestorbenen oder halbkahlen Bäumen in Randlage der Altholzkulissen. Bezeichnenderweise enthielten sämtliche Reviere einen„Zugang“ zum reich gegliederten, südlichen Randbezirk. In diesem, wohl vorrangig als Nahrungshabitat genutztem Revierteil wurden Grauspechte regelmäßig in enger Nachbarschaft zu Grünspechten (auch am Boden!) festgestellt, ohne daß es währenddessen zu Auseihandersetzungen kam. Auch die in anderen Bereichen des Oberspreewaldes bewohnten Reviere unverpaarter Männchen wiesen bei genauerer Betrachtung analoge Habitatparameter auf. Zusammenfassend 1äßt sich festhalten, daß der Lebensraum des Grauspechts im Oberspreewald im wesentlichen aus: L. einer größeren, grenzlinienreichen Altholzfläche unterschiedlicher Bodenfeuchte, 2. einer, von Grünland umgebenen, gut besonnten, durch Baumzeilen und Solitärbäumen gegliederten Randzone resultiert, sowie 3. mit Bodenrequisiten wie Wegen, Dämmen und trockneren Blößen ausgestattet ist(Abb. 2).
Um die Ansiedlung im Spreewald aus dem Blickwinkel landesweiter Entwicklungen zu betrachten, werden in diesem Kapitel sämtliche Gebiete mit Brutnachweisen und auch Orte, an denen Grauspechte Reviere bezogen, in Kurzform separat dargestellt. Vorab sei erwähnt, daß in den Schwerpunktregionen„Elster werda - Bad Liebenwerda “ und„Hoher Fläming‘“ keine gezielten großräumigen Erfassungen(mit anSchließenden Nachkontrollen zur Bestätigung als besetztes Revier) erfolgten. Da die aufgeführten Daten eher auf Zufallsbeobachtungen basieren, ist in den genannten Gebieten das Ausmaß der Besiedlung geECnwärtig nur unvollständig bekannt...
Die in der Abb. 1 markierten Orte verdeutlichen neben der Massierung der Feststellungen in der Nieder lausitz auch deren auffällig geklumptes Verbreitungsmuster. Davon räumlich getrennt ergibt sich eine Kleine Häufung in verschiedenen Naturräumen um Brandenburg/Havel . Weitere Beobachtungen nur kurz7CIUg anwesender Grauspechte werden in Kap. 4.2. behandelt.
Raum Elsterwerda - Bad Liebenwerda (Kreis Elbe-Elster) N
Nach den vorliegenden Erkenntnissen scheint dieser Region von den aktuell besiedelten(Brut)plätzen Brandenburgs die längste Tradition aufzuweisen. Insbesondere in den 1980er Jahren verdichteten sich die Grauspechtfeststellungen auf den Bereich der Orte Zobersdorf, Zeischa , und Prieschka. Das Gebiet liegt am Südwestrand der Liebenwerdaer Heide(s.u.) und wird durch die Elsteraue als Westausläufer der Schradenniederung naturräumlich abgegrenzt. Einer Beobachtung im Jahr 1975(2 Ind., H.-J. Klein) folg
ten Zwischen 1978 und 1982 mehrere Feststellungen in Prieschka und Zeischa (H.-J. Klein), die als CNachweise in der landesweiten Brutvogelkartierung Eingang fanden(RUHLE 1988, NICOLAT 1993). Daran anschließend beobachtete H.-J. Klein auf Rasenflächen an einer alten Lindenallee in der Ortslage Zobersdorf von Juni bis Ende August 1984 nahezu täglich eine Grauspechtfamilie(2-4 Ex.). Die Brut wurde nach H.-J. Klein mit Sicherheit nicht in Ortsnähe gezeitigt, doch erschien ein Zuwandern aus der Peripherie des Flußtals der Schwarzen Elster angesichts der zuvor erfolgten