Heft 
Band 7 Heft 1/2
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OTIS 7(1999); 134-153 149

BECK 1990, BRANDT& SÜDBECK 1998) Grauspechte durchaus in der Lage sind, größere Etappen zu überwinden. Auch das seinerzeit vermutlich extrem isolierte Vorkommen am Stechlinsee(z.B: FLÖSSNER 1966, vgl. auch NICOLAI 1993) 1äßt sich nur so erklären. Daher kann selbst das gelegentli­che Auftretenniedersächsischer Grauspechte in NW-Brandenburg nicht völlig ausgeschlossen werden.

6.3. Lebensraum

Eine umfassende Habitatanalyse brandenburgischer Grauspechte scheitert gegenwärtig aufgrund fehlender Detailkenntnisse über die lokalen Gegebenheiten einschließlich der Bestandsgröße und Statuszuordnung der Grauspechte(vgl. Kap. 4). Daher können an dieser Stelle nur allgemeine Faktoren erörtert werden, die eine erfolgreiche Besiedlung am Arealrand ermöglichen bzw. positiv beeinflussen.

Der Grauspecht gilt hinsichtlich der Habitatwahl als sehr flexible Spechtart, deren ökologische Ansprüche innerhalb der Gebirgsregionen in verschiedenartigen(Laubmisch-)Waldgesellschaften erfüllt werden (Glutz v. Blotzheim in CONRADS 1980). FLADE(1994) weist ihn als Leitart für Weidenwälder, Hart­holzauenwälder(gleiches gilt für den Grünspecht), Eichen-Hainbuchenwälder und Berg-Buchenwälder aus, Die für das mitteleuropäische Brutareal vielfach zitierte Affinität zu Rotbuchenwäldern(z.B. BLUME 1981, FLADE& MIECH 1986) beruht wohl vor allem darauf, daß die Rotbuche als dominierende Höh­lenbaumart festgestellt worden ist(CONRADS 1980). Weiterhin betont CONRADS(1980), daß eine Be­siedlung durch den Grauspecht offenbar in starkem Maße von der Gliederung und Struktur des Lebens­raumes abhängig ist. SÜDBECK(1993) präzisiert diese Aussagen und kommt zu dem Schluß, daß dem Angebot und der räumlichen Verteilung von Rufwarten, Trommelplätzen, Höhlen(-bäumen) und Nah­rungsflächen(mit Vorkommen von Bodenameisen) die zentrale Bedeutung bei der Habitatwahl zukommt. Ferner könnten in harten Wintern die Parameter Totholz und Laubbäume mit grober Rindenstruktur als Nahrungsplätze eine Rolle spielen.

Auch in Brandenburg bewohnen Grauspechte sehr unterschiedliche Laubmischwaldgesellschaften, die in Bezug auf die Baumartenkonstellation, Geländemorphologie und Hydrologie scheinbar nur wenig Ge­meinsamkeiten aufzeigen. Grundsätzlich befinden sich die Schwerpunktgebiete im Bereich ausgedehnter und naturnaher Waldkomplexe, wobei sie sich unter Berücksichtigung einer Vertikalzonierung in zwei Höhenstufen trennen lassen. Zum einen konzentrieren sich Grauspechtnachweise auf die kuppigen End­moränengürtel(Hoher Fläming, Liebenwerdaer Heide), andererseits werden insbesondere Flußniederun­gen(Oberspreewald , Raum Cottbus ) besiedelt. Den lokalen Standort- und Bewuchsverhältnissen entspre­Chend, werden Grauspechte im Hohen Fläming in von Rotbuchen dominierten Mischwäldern angetroffen, während in der Liebenwerdaer Heide vorwiegend Traubeneichen-Kiefern-wälder den Lebensraum darstel­len. Dort werden, wie auch im Raum Cottbus , zusätzlich parkartige Gehölze im Siedlungsraum des Men­schen tangiert.

Im Spreewald hingegen bewohnen Grauspechte ausschließlich Erlenbruchwälder auf grundwassernahen Standorten(vgl. auch Revier bei Groß Behnitz). Derartige, in größerem Umfang zur Brutzeit besiedelte Lebensräume wurden nach Wissen des Verfassers noch nicht für Deutschland beschrieben, obgleich nach Glutz v. Blotzheim(in CONRADS 1980) diese Waldgesellschaft insbesondere im Südwesten des Verbrei­tungsgebietes und vor allem im Winter regelmäßig genutzt wird. Dies dürfte auch damit verbunden sein, daß großflächige Erlenwälder innerhalb des Grauspechtareals zu den selteneren Vegetationsformen zäh­len. Dem Spreewald nahekommende Habitatverhältnisse(vgl. Kap. 3.2.) analysierten BRANDT& SÜDBECK(1998) für die ebenfalls neu entstandene Grauspechtpopulation am Steinhuder Meer . Dort besiedelten Grauspechte vornehmlich auf entwässerten Hochmooren stockende Moorbirkenwälder, die (neben dem Grauspecht) auch dem Grünspecht außerordentlich hohe Abundanzen ermöglichen.

Das S$ympatrische Vorkommen der Zwillingsarten war bereits mehrfach Anlaß zu Diskussionen über den Einfluß des Grünspechts auf Grauspechtbestände(z.B. BLUME 1981, Glutz v. Blotzheim in CONRADS 1980, SIEVERS& SÜDBECK 1990). Während dem Grünspecht häufig eine interspezifische Überlegen­heit zugebilligt wird, reagiert er gleichzeitig auch weitaus empfindlicher auf Kältewinter(z.B. BLUME 1981). Dieser Sachverhalt könnte u.U. für das plötzliche Erscheinen mehrerer Grauspechte im Oberspree­ Wald Bedeutung erlangt haben. So wurden die ersten Vögel im Anschluß an die Kältewinter 1995/96 und 1996/97(vgl. z.B. BOA 1997b, 1998a) bemerkt. Eine übersehene Anwe­