Heft 
Band 8
Seite
99
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Otis 8(2000): 99-104

Eine Kolonie der Bachstelze(Motacilla alba ) in einer Stallanlage

von Heiko Michaelis

Summary: Withe Wagtail colony in a piggery.

In a piggery in Hohenbocka (area Oberspreewald-Lausitz ) a maximum of 7-8 White Wagtail pairs bred in an area of 1.660 m, thanks to a high number of potential breeding places and a good food supply. Some breeding parameters are given. Furthermore, a phenotypical bird of the subspecies yarrellii is described.

Einleitung

Mein eigentliches Ziel bei der Kontrolle mir zugänglicher Stallanlagen lag in der genauen Bestandserfas­sung der Rauchschwalbe(Hirundo rustica ) nach den Richtlinien des EURING-Projektes Rauchschwalbe. Nachdem ich eher durch Zufall auch einzelne Bachstelzennester fand, wurde die Nestsuche auch auf Teile der Stallanlagen ausgeweitet, die für Rauchschwalben als Brutplatz eher nicht geeignet sind. Zur eigenen Überraschung entdeckte ich dabei eine Bachstelzenkolonie in der Schweinemastanlage Hohenbocka . In den Jahren 1998-2000 beschäftigte ich mich intensiver mit dieser Art in den Stallanlagen Hohenbocka und Biehlen(Landkreis Oberspreewald-Lausitz ).

Dank: Mein Dank gilt den Herren Dr. R. Möckel und R. Kaminski für die Bereitstellung mir nicht zur Verfügung stehender Literatur sowie H. Haupt für die Durchsicht des Manuskriptes. Besonders bedanken möchte ich mich bei meinem Chef V. Pissang für das Verständnis für die Bestandserfassungen.

Beschreibung des Koloniestandortes

Die Schweinemastanlage Hohenbocka liegt etwa 150 m vom Ortsrand entfernt inmitten einer Feldflur. In den letzten Jahren wurden auf den umgebenden Äckern Getreide und Sonnenblumen angebaut. Westlich schließen sich ein kleiner Eichenaltholzrestbestand bzw. ein aufgeforsteter Kiefernbestand auf ehemali­gem Glassandabbaugebiet an.

Die Gesamtfläche der Anlage beträgt 2,7 ha(davon 1.660 m bebaut). Alle gefundenen Nester konzentrie­ren sich auf einer nur 85 m x 58 m großen Fläche. Darauf sind drei Gebäude ähnlich einem Dreiseitenhof angeordnet. Im einzelnen handelt es sich um zwei parallel zueinander stehende Ställe. Zwischen den Ställen befindet sich eine betonierte Fläche, die als Schweinesommermast genutzt wird. Als Unterstände wurden dort drei Nebengebäude angebaut, die nur nach einer Seite offen sind. Da di? Sommermast nur im mehrwöchigem Rhythmus ausgemistet wurde, bildeten sich großflächige Mist- und Kotschlammflächen, besonders nach Regenfällen auch kleine»Seen«. 1998 lebten hier ca. 100 Hausschweine. Während die eigentlichen Ställe innen keine Bedeutung als Brutplatz haben, befindet sich ein großer Teil der gefundenen Nester in den Unterständen der Sommermast. Das dritte Gebäude besteht aus einer Halle und den Sozialräumen. An und in diesem Gebäude befindet sich der zweite Schwerpunkt der gefundenen Brutplätze. Zum einen wurden hier die Nester außen unter den Fenstern gebaut, zum anderen in der Halle. Diese ist durch Ritzen in den Türen und defekte Scheiben für die Vögel zugänglich.