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Kolonie der Bachstelze 101
In der Anlage Biehlen dürfte der angegebene Bestand mit dem tatsächlichen weitestgehend übereinstimmen. Dies ist durch die fast tägliche Begehung, die geringere Brutpaardichte und den höheren Bruterfolg anzunehmen. In den Jahren 1998-2000 konnten hier jeweils 3 BP registriert werden.
Der Grund des hohen Bestandes in Hohenbocka im ersten Untersuchungsjahr 1998 dürfte in der zum damaligen Zeitpunkt noch optimalen Nahrungsgrundlage liegen. In diesem Jahr war die Sommermast mit ca. 100 Mastschweinen und Zuchtsauen belegt. 1999 und 2000 blieb die Sommermast ohne Belegung. Auf den Grünflächen, von denen die Stallanlagen umgeben sind, wurden 1998 in mehreren Durchgängen vom 23.4. bis etwa Mitte Dezember insgesamt 13.400 Gänse aufgezogen und gemästet. Zur Hauptbrutzeit der Stelzen waren somit kurzgrasige bekotete Flächen vorhanden. Dagegen wurden 1999 von Anfang Juli bis Anfang September nur 2.100 Gänse und 2000 von Mitte Juni bis Mitte September 2.400 Gänse aufgezogen und gemästet. Dabei ist zu beachten, dass die Gänse als Eintagesgössel nach Hohenbocka kommen, also erst nach mehreren Wochen eine größere Fläche beweiden. Dadurch standen ideale Nahrungsflächen erst zum Ende der Brutzeit zur Verfügung.
Für die Biehlener Brutvögel hatte die Gänsemast keine Bedeutung, da die Gänse dort nur vom Spätsommer bis in den Dezember gehalten wurden.
Das Brutvorkommen von mindestens 7-8 BP der Bachstelze 1998 auf nur 4.930 m” in Hohenbocka ist wahrscheinlich eine der dichtesten Nistplatzkonzentrationen, die in Mitteleuropa bisher festgestellt wurden. Auch das Biehlener Vorkommen von jährlich 3 BP, das sich auf einer 2.970 m* großen Teilfläche der Anlage konzentrierte, ist recht bemerkenswert. Unter optimalen Lebensbedingungen sind solch hohe Siedlungsdichten wahrscheinlich aber nicht so selten. So weisen GLUTZ VON BLOTZHEIM& BAUER(1985) und ÖLSCHLEGEL(1985) auch auf die besondere Anziehungskraft von Tierhaltungen mit freiem Auslauf hin. Zumindest in der von mir einsehbaren Literatur gibt es aber nur wenige vergleichbare Beobachtungen mit so hohen Brutdichten. Für Sachsen wird ein Bestand von 2-5 BP auf einem 1,8 ha großen Lagerplatz für Betonfertigteile in den Jahren 1978-1981 genannt(STEFFENS et al. 1998). GLUTZ VON BLOTZHEIM& BAUER (1985) geben folgende hohe Siedlungsdichten an: 3 Nester auf einer 150 m* großen Flussinsel, 3 gleichzeitig brütende Weibchen auf einer Strecke von 190 m einer Flussuferstützmauer und 13 BP/10,5 ha in Scheunen/Kreis Celle . ÖLSCHLEGEL(1985) nennt eine Konzentration von 5 Nestern(3 mit juv., 2 mit Eiern) 1961 in der Eisenkonstruktion einer Brücke auf einer Fläche von 55 x 4 m an der Loue(E-Frankreich). In den Avifaunen Mecklenburgs(KLArs& STUBS 1987), Thüringens (KNorre et al. 1986) und auch Brandenburgs (RUTSCHKE 1983) sowie in der»neuen« Avifauna Brandenburgs(KRÜGER in ABBO 2001) finden sich keine Angaben zu annähernd so hohen Brutkonzentrationen.
Angaben zur Brutbiologie
Insgesamt konnten 67 Bruten/Brutversuche(mind. 1 Ei im Nest) festgestellt werden. Diese verteilen sich auf die einzelnen Anlagen wie folgt: Hohenbocka 1997 1, 1998 14, 1999 15, 2000 9; Biehlen 1995-97 7, 1998 6, 1999 5, 2000 4; zusätzlich Lauchhammer 1999-2000 6.
Als Brutplätze wurden benutzt(in Klammern Höhe, so weit gemessen): 22x Abdeckhauben auf Gastanks (ca. 1,40 m), 12x in Rohren, die das Dach in der Sommermast Hohenbocka trugen(1,50 bzw. 1,80 m), 8x auf Nischen unter Fenstern(2,17 m), 7x zwischen Kabeln und Wand(4 m), je 3x in Dachrinnen, Rauchschwalbennestern und auf Holz-/Betondachbalken(höchster Brutplatz auf Betondachbalken 7,40 m), je 2x in Amselnestern(4 m) und Rohren die zur Absperrung dienten(1 m, niedrigster Brutplatz) und je 1x auf dem Wasserwagen einer Kuhkoppel, in einem Strohballenstapel, einer Mauernische, einem Nest (Art?) und einem Lüfter.