Vogelverluste an Energiefreileitungen 117
Stromschlag für den Weißstorch weitaus problematischer ist als Anflug. 85% aller toten Störche, bei denen das Alter ermittelt werden konnte(n= 72) waren Jungvögel. Sie verunglückten häufig schon am Geburtsort in Horstnähe. Allein bei 15 von 21 Unfällen in der Prignitz betrug die Entfernung vom Horst weniger als 400 m. Bei zwei weiteren Fällen war die Unfallstelle bis 500 m vom Horst entfernt(V. Reupke, briefl. Mitt.). Der zweite Punkt der Prioritätenliste beinhaltet deshalb die mittelfristige Sicherung aller Masten mit Gefahrenpotenzial im unmittelbaren Horstumfeld der Weißstörche.
Von insgesamt 500 Weißstorchhorsten im Untersuchungsgebiet(412 im Jahr 1999 besetzt, weitere 88 innerhalb der letzten 10 Jahre besetzt) befinden sich bei 376 Horsten(= 75%) im 400 m-Umkreis Freileitungen. Nur um 124 Horste exitieren keine Freileitungen. 25% aller Horste im RB West befinden sich im Regionalzentrum Neustadt, zu dem u. a. auch das Storchendorf Linum gehört.
Insgesamt wurden innerhalb des 400 m-Bereichs um die Horste 3633 Masten festgestellt. Davon stellen 1216 ein unterschiedlich hohes Gefahrenpotenzial dar. 2417 weitere Konstruktionen sind Masten, die laut VDEW-Katalog(1991) nur eine geringe Gefahr für die Vogelwelt darstellen. Von den 1216 gefährlichen Masten sind bislang nur 89(= 7,3%) mit Vogelschutzeinrichtungen ausgestattet. Somit verbleiben noch 1127 Mittelspannungsmasten, die gesichert werden müssen.
Da nicht alle Horstumfelder sofort gesichert werden können, ist es notwendig, eine Reihenfolge aufzustellen, die in jedem Regionalzentrum abgearbeitet werden sollte(»Horstrangliste«). Hierfür sollten die Anzahl und das unterschiedliche Gefahrenpotenzial der Masten als Kriterien gelten(Tab. 5). Das Ziel soll immer der sichere Horstbereich und nicht die Sicherung einiger gefährlicher Masten sein.
Tab. 5: Horstrangliste, nach der Horstbereiche von Weißstörchen sukzessive gesichert werden sollten. Tab, 5: Criteria for a gradual making safe of pylons near White Stork nests.
Gefährdungs- Entschärfungs- Kriterien klassen zeitraum
1 innerhalb eines Jahres> 10 gefährliche Masten” oder > 5 Tragmaste mit Stützisolatoren oder > 4 Abspannmaste und/oder TMS innerhalb von 2 Jahren> 5 gefährliche Masten V oder >2 Tragmaste mit Stützisolatoren oder > 2 Abspannmaste und/oder TMS innerhalb von 4 Jahren<5 gefährliche Masten oder 1 Tragmast mit Stützisolatoren oder 1 Abspannmast und/oder TMS jegliche Zahl von Masten mit LF60 Isolatoren innerhalb von 5 Jahren, 1999 keine Brut, aber innerhalb der letzten 10 wenn vorher keine Jahre mind. eine Brut Belegung des Horstes erfolgt keine Entschärfung keine gefährlichen Masten in der Umgebung
nötig
1) Masten mit VK60 Isolatoren und/oder Hilfsstützern
Als letzter Punkt der Prioritätenliste steht die Entschärfung aller übrigen gefährlichen Masttypen nach unterschiedlichem Gefahrenpotenzial in verschiedenen Landschaftytypen. Nach Haas(1980) befanden