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niedersächsischen Kleinstädten mit Flächen unter 20 km? fand ZAnc(1997) ähnliche Dichten: Elster 2,0 -7,8 Bruten/km’, Rabenkrähe(Corvus c. corone) 0,36-3,6 Bruten/km®. In Großstädten erreicht die Elster heute oft deutlich höhere Dichten(Nordhein-Westfalen: BELLEBAUM& NOTTMEYER-LINDEN 1998, Berlin : WırT 2000).
Ein Rückgang der Elster im ländlichen Raum hat in ganz Deutschland stattgefunden. Als Ursachen gelten Habitatverluste und die Intensivierung der Landwirtschaft(MäcKk& JÜRGENS 1999). Im Poldergebiet blieb zwar das Brutplatzangebot erhalten, als Folge einer Komplexmelioration seit 1976 wurde jedoch die Grünlandnutzung stark intensiviert(MAMMEN et al. 2001). Der Rückgang der Elster im FIB wurde aber von der gleichzeitigen Zunahme im Stadtgebiet mehr als kompensiert. Diese Zunahme entspricht der in zahlreichen anderen Städten(Mäck& JURGENS 1999). In verschiedenen Teilen Berlins nahmen die Elsternbestände v. a. bis Mitte der 1990er Jahre um den Faktor 2,4-5,3 zu(WırTT 2000). Eine wesentliche Voraussetzung für die dichte Besiedlung des Schwedter Stadtgebiets durch die Elster war offenbar das neuentstandene Nistplatzangebot in Form schnellwachsender Bäume. Sie ermöglichten das Eindringen der Art in die Neubausiedlungen.
Die Brutpaardichten der Nebelkrähe sind im Vergleich zu anderen Untersuchungen niedrig. In Flussauen können Dichten von 2,1-4,1 Revieren/km? erreicht werden(GLUTZ VON BLOTZHEIM& BAUER 1993), im Stadtgebiet von Berlin lokal sogar 6,6 Paare/km*(WırTT 2000). Die geringen Dichteunterschiede zwischen den Poldern zeigen ebenso wie das Fehlen von Konzentrationen eine gleichmäßige Verteilung der Reviere entlang des Odertals. Das Poldergebiet bietet der Nebelkrähe sehr gute Bedingungen für eine flächendeckende Besiedlung. An Brutplätzen(Einzelbäume und Baumgruppen) herrscht kein Mangel. Die Vögel finden in den Poldern Nahrung in den Spülsäumen der Oder, am Ufer der Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße und anderer Gewässer sowie im April und Mai auf den trockenfallenden Grünlandflächen im Polder.
In 10 Jahren ohne legale Bejagung ist bei keiner der beiden Arten eine»Bestandsexplosion« nachzuweisen. Nach 1994 sind Zunahmen weitgehend ausgeblieben und die heutigen Brutpaardichten sind als durchschnittlich anzusehen. Der Bestand der Elster könnte sich auch im Poldergebiet nach einem drastischen Rückgang stabilisiert haben, hierzu wären jedoch weitere Untersuchungen wünschenswert.
Eine detaillierte Untersuchung der Prädation auf Nester von Kiebitz(Vanellus vanellus ) und Schafstelze (Motacilla flava) im Nationalpark zeigte zudem, dass Rabenvögel keinen wesentlichen Verlustfaktor für diese Arten darstellen(BELLEBAUM et al. 2000, MAMMEN et al. 2001). Auch ein Einfluss der Nebelkrähe auf den Elsternbestand durch Konkurrenz oder Nestraub lässt sich angesichts der Zunahme beider Arten im Stadtgebiet nicht erkennen.
In Zukunft wird sich der Krähenbestand im FIB wahrscheinlich wieder verringern, wenn im Zuge der Nationalparkentwicklung große Flächen aus der landwirtschaftlichen Nutzung genommen werden. Hier sollen sich anstelle des für diese Art attraktiven(Extensiv-) Grünlandes(Dick 1995) Röhrichte, Staudenfluren und Auwälder entwickeln(IUS 1999). Die Elster könnte dagegen von der Fortführung einer extensiven Grünlandnutzung im Stolper Trockenpolder(IUS 1999) bei gleichzeitigem Schutz vor menschlicher Verfolgung profitieren.
Zusammenfassung Die Brutpaardichten von Elster und Nebelkrähe wurden 1999 und 2000 in den Poldern des Unteren Odertals und 2000 im Stadtgebiet Schwedt erfasst. Aufgrund von Teilerfassungen derselben Gebiete 1978 und 1994 konnte die Dichteentwicklung über 20 Jahre dokumentiert werden. Die Dichte der Elster nahm