Heft 
Band 8
Seite
128
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Schriftenschau

Schriftenschau

DEUTSCHE ORNITHOLOGEN-GESELLSCHAFT (Hrsg. , 2001): 150 Jahre Deutsche Ornithologen-Gesellschaft . Leipzig 19.9.-25.9.2000. J. Ornithol. 142, Sonderheft 1, 224 S. Blackwell-Verlag, Berlin. (6)

Als eine der ältesten wissenschaftlichen Gesellschaften der Welt beging die DO-G im September 2000 an ihrem Gründungsort Leipzig mit einer großen Jahresversammlung ihren 150. Geburtstag. Knapp ein Jahr danach liegt bereits ein Tagungsband als Sonderheft des Journals für Ornithologie vor. In ihm sind 10 Hauptvortäge, die Zusammenfassung des DDA -Symposium über»Amateure in der Grundlagenfor­schung« und Kurzfassungen aller Vorträge und Poster abgedruckt.

Dem historischen Anlass folgend bilden Arbeiten über die Geschichte der DO-G und verschiedener Forschungsrichtungen(z. B. Orientierungsforschung) den Schwerpunkt. Interessant hierbei ist, wie stark die Entwicklung einer Wissenschaft vom gesellschaftlichen Umfeld und von persönlichen Beziehungen (oder auch Missstimmungen) bestimmt wird. Neben den historischen Beiträgen werden aber auch aktu­elle Forschungsschwerpunkte zusammenfassend dargestellt. So stellt Peter Berthold in gewohnt überzeu­gender Art und Weise eine neue Theorie zur Evolution, Steuerung und Anpassungsfähigkeit des Zugver­haltens dar. Diese ist gerade vor dem Hintergrund des sich ändernden Weltklimas hochaktuell und bri­sant. Offensichtlich ist das Teilzugverhalten bei den Vögeln ursprünglich und bietet je nach herrschenden Umweltbedingungen die Möglichkeit, dass sich Vögel in kurzen evolutiven Zeiträumen eher in Richtung Stand- oder Zugvogel entwickeln können.

Für den Freilandornithologen sind sicher drei Beiträge von besonderem Interesse. Einhard Bezzel zeich­net in seinem Beitrag über»Vögel in der Planungslandschaft 2000» ein düsteres Bild vom Zustand und von der zukünftigen Entwicklung unserer Landschaft und ihrer Vogelwelt. An einigen interessanten Beispielen geht Bezzel besonders auf den Haussperling ein. Franz Bairlein& Roland Prinzinger stellen die provokante Frage»Ornithologie- Hobby oder Wissenschaft?». An vielen Beispielen schildern die Autoren, wie die Forschung am Vogel die Biologie insgesamt vorangebracht hat. Leider sind die Beiträge der Hobbyornithologen dabei heute nur noch als relativ gering einzuschätzen. Nur bei der Analyse von Bestandsentwicklungen, der Populationsbiologie und der Erforschung des Vogelzuges leisten ehrenamtli­che Kräfte noch größere Beiträge, die»große« Ornithologie wird von Profis betrieben. Auch Hermann Hötker und Kollegen beschäftigen sich mit»Amateuren in der ornithologischen Grundlagenforschung« und fragen, ob aus den vielen vorliegenden Daten genug gemacht wird. Die Autoren heben die Vorteile der Amateurforschung vor, die neben vielen Nachteilen sicher existieren. Die Leistungen der Freizeitornitho­logen liegen hauptsächlich im Bereich der Umweltbeobachtung(Monitoring), der Darstellung phänologi­scher Ereignisse und populationsbiologischer Zusammenhänge(besonders mit Hilfe der Vogelberin­gung). Die Bedeutung ornithologischer Verbände, der Zeitschriften und Möglichkeiten der Literaturbe­schaffung werden ebenso angesprochen wie Defizite in der deutschen Verbändelandschaft.

Unter den Kurzfassungen der Vorträge und Poster beschäftigen sich 4 mit Themen aus Brandenburg (Krähen& Wiesenbrüterschutz, Wachtelkönig, Wiedehopf, Tagebauflächen).

Dieser Band enthält auch für den Feldornithologen viel lesenswerten Stoff und regt vielleicht den einen oder anderen Avifaunisten an, der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft beizutreten, um zukünftig regel­mäßig das Journal für Ornithologie studieren zu können.

SF