Heft 
Band 8
Seite
129
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Otis 8(2000): 129-133

Interessanter Fall von Prädation bei einem Schreiadlernestling(Aquila pomarina )

Torsten Langgemach& Hans Krüger

Summary: An interesting case of predation on a Lesser Spotted Eagle nestling. In 1998, a Lesser Spottes Eagle nestling was killed by a predator, probably by a Goshawk . The circum­stances of this well documented case are discussed.

In den 1990er Jahren wurden in Brandenburg mindestens vier Verluste von Schreiadlernestlingen durch Prädation registriert. Erwähnenswert ist davon vor allem ein gut dokumentierter Fall, da er Hintergründe dieser Gefährdungskategorie erhellt.

Fallbeschreibung Am 23.7.1998 wurden unter einem Schreiadlerhorst in einem seit den zwanziger Jahren bekannten Brut­revier im Kreis Oberhavel die Reste des Nestlings gefunden. Dies wurde am gleichen Abend dem Horstbe­treuer(H. Krüger) mitgeteilt. Dieser hatte tags zuvor im Rahmen der Brutplatzbetreuung den Jungadler lebend am Horst angetroffen und später von einer benachbarten Wiese einen Altvogel mit einer Maus im Schnabel zum Horst fliegend beobachtet. Vom Termin her galt diese Kontrolle der Bestätigung des Bruterfolges kurz vor dem Ausfliegen des Jungvogels. Der Finder, der das Nest kannte, hatte aus der Distanz das Fehlen des Jungvogels festgestellt. Er teilte mit, dass er den Jungvogel bei der nachfolgenden Suche tot unter dem Horstbaum gefunden hatte. Kopf und Teile des Brustmuskels fehlten, das Gefieder war teilweise gerupft, nicht jedoch abgebissen. Leider wurde der tote Jungvogel nicht sofort geborgen. Dies erfolgte erst am nächsten Morgen auf Bitte der umgehend informierten Staatlichen Vogelschutzwarte, die auf die Seltenheit eines so frischen und weitgehend voll­ständigen Fundes aufmerksam gemacht hatte. Erwartungsgemäß war der Tierkörper in der Zwischenzeit weiter bearbeitet worden und lag nur noch unvollständig vor. Große Teile des Groß- und Kleingefieders waren gerupft, so dass anzunehmen war, dass derselbe Beutegreifer zu seiner Beute zurückgekehrt war. Mehr oder weniger erhalten waren der linke Flügel, beide Beine und Teile des Rumpfes einschließlich kleiner Organreste. Die gerupften Federn lagen an mehreren jeweils ca. 2 m voneinander entfernten Stellen. Die nähere Betrachtung zeigte, dass die Federn weniger weit entwickelt waren als vom Datum her zu erwarten war. Der Vergleich mit den Angaben bei HEINROTH (1931) deutete auf ein Alter von etwa fünf Wochen hin, während andere Nestlinge zu diesem Zeitpunkt im Mittel etwa sieben Wochen alt sind. Der Zustand der Federn sprach allerdings dafür, dass die Altersschätzung allein aufgrund der Federlänge möglicherweise mit einem Fehler behaftet war: Sparstreifen auf den Fahnen des Großgefieders zeigten eine Mangelsituation an, die zu einem Zurückbleiben in der Entwicklung geführt haben könnte.