Heft 
Band 8
Seite
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136 Kleine Mitteilungen VNA He

Während die Mehrzahl der im Jahr 2000 kontrollierten Paare(13 von 22) Mitte Mai bereits vollständige Gelege bebrütete, begannen die oben vorgestellten Brutweibchen hier erst mit der Eiablage. Der errech­nete Brutbeginn bei einem Legeabstand von normalerweise 2 Tagen lag um den 20.5. Bei der Kontrolle der Weibchen am 8. bzw. 9.6., d. h. im letzten Brutzeitdrittel, stellte ich fest, dass beide Weibchen neu im Revier(unberingt) und im zweiten Kalenderjahr waren. Das bedingte neben anderen Faktoren, wie z. B. Partnersuche, Nistplatzsuche, Nahrung etc. möglicherweise den späten Brutbeginn, nicht aber die verlän­gerte Brutdauer bei BP 2.

Welche Faktoren könnten diese lange Brutzeit beeinflusst haben?

Das Weibchen hatte bei seinem Fang am 9.6. eine normale Körpermasse von 280 g. Nach PıecHockı(1982) beträgt die Masse von Turmfalkenweibchen zwischen 170 und 290 g(im Mittel 218 g). Nahrungsmangel scheidet somit als Ursache für die lange Brutzeit wohl aus.

Der Nistkasten von BP 2 befindet sich im Gittermast über einer Mähwiese auf Niedermoor. Während der meisten Zeit zwischen Mai und Juni 2000 herrschte in Brandenburg hochsommerliches Wetter, was dazu führte, dass die Wiese zweimal in der Brutzeit zur Heugewinnung genutzt wurde. Selbst wenn das Weibchen wegen der Mahd das Gelege für längere Zeit verlassen hat, können die hohen Umgebungstemperaturen kaum zu einer Verzögerung der Embryonalentwicklung geführt haben.

Auch der Verlust einzelner Eier oder des ganzen Geleges und die Produktion eines Nachgeleges könnten die lange Brutzeit vortäuschen. Nicht ausgeschlossen ist letztlich auch die Existenz eines zweiten Weibchens, das zwischen dem 16.5. und 9.6. mit seinem Gelege das erste ersetzte. Der Brutbeginn hätte dann bei Voraussetzung einer normalen Brutdauer um den 1.6. gelegen.

Obwohl also nicht sicher nachgewiesen werden konnte, dass es sich bei dem geschilderten Fall tatsächlich um eine verlängerte Brutzeit handelte, sollte hier auf das Problem verlängerter Brutzeiten hingewiesen werden, um damit auch dazu anzuregen, durch intensivere Kontrollen markierter Brutvögel weiteres Datenmaterial zu sammeln.

Literatur GLUTZ VON BLOTZHEIM , U.N., K, M. BAUER& E. BEZZEL(1989): Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Bd. 4. AULA-Verlag, Wiesbaden . 2. Aufl. Hein, U.& G. LOHMANN(2000): Zur Dismigration des Turmfalken Falco tinnunculus im Havelland. Populationsökol. Greifvögel Eulen 4: 349-358. MaKATSCH, W.(1974): Die Eier der Vögel Europas. Neumann Verlag, Radebeul . NIETHAMMER, G.(1938): Handbuch der Deutschen Vogelkunde. Bd. 2. Akad. Verlagsges., Leipzig . PIECHOCKL, R.(1982): Der Turmfalke, Neue Brehm-Bücherei Bd. 116.6. Aufl., A. Ziemsen Verlag Wittenberg .

Anschrift des Verfassers Günter Lohmann, Brandenbuger Chaussee 16, 14669 Ketzin