Heft 
Band 8
Seite
137
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Kleine Mitteilungen

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Intraspezifischer Brutparasitismus bei Grauammer(Miliaria calandra) und Schafstelze(Motacilla flava)

von Stefan Fischer

Summary: Intraspecific brood parasitism in Corn Bunting and Yellow Wagtail.

One case of intraspecific brood parasitism in Corn Bunting is described. The clutch contained 9 eggs(nor­mal clutch size of the species 3-6 eggs), which differed slightly in colour. The cause of egg dumping was probably the loss a nest by another female. A Yellow Wagtail nest contained 6 different aged nestlings(age difference: 3-4 days) and one unfertile egg. As 7 egg clutches occur and large hatching asychrony is known, this is not necessarily a case of intraspecific brood parasitism.

Einleitung

Während interspezifischer Brutparasitismus bei einigen Vogelgruppen(z. B. Kuckucke, Witwen, Weber­vögel, Honigfresser) ein bekanntes und vielfach sehr auffälliges Phänomen ist(Davızs 2000), sind wir über das Ausmaß von intraspezifischem Brutparasitismus(= Eiablage in Nestern anderer Individuen derselben Art) nur wenig informiert(BEZZEL& PRINZINGER 1990). Zumindest bei einigen Arten gehört die Ablage der Eier in fremde Nester aber zum regelmäßigen Verhaltensinventar(z. B. Entenvögel, BEZZEL& PRINZINGER 1990).

Bei solitär lebenden Arten, die zumeist ein recht ausgeprägtes Territorialverhalten zeigen, tritt intraspezi­fischer Brutparasitismus nur in Ausnahmefällen auf. Zwei diesbezügliche Beobachtungen aus der Brutsaison 1998 aus der Uckermark seien hier mitgeteilt: ein sicherer Nachweis bei der Grauammer und ein möglicher Parasitismusfall bei der Schafstelze.

Grauammer Am 11.6.98 fand ich am Wegrand einer Grünlandfläche bei Peetzig ein Grauammernest mit 6 Eiern,4 nor­mal gefärbten und 2 hell verwaschenen. Bei einer Kontrolle am 12.6. waren 5 normal gefärbte und 3 hel­lere Eier im Nest(Abb. 1). Am 15.6. war das Nest verlassen und enthielt 9 Eier(5 normal, 4 hell). Für das Zusammenlegen zweier Weibchen sprechen folgende Fakten:.. - In über 30 in der Legeperiode gefundenen Grauammernestern in den Jahren 1994 bis 1998 konnte ich nie Unregelmäßigkeiten in der Legefolge(1 Ei pro Tag) von Grauammern feststellen. s - Die Gelegegröße der Grauammer liegt in der Uckermark zwischen 3 und 6 Eiern(Fischer unveröff.). Ein Neunergelege fällt also völlig aus dem Rahmen und kann nur durch das Zusammenlegen zweier Weibchen zustande gekommen sein(Abb. 2). Er Zur Vorgeschichte dieses Doppelgeleges kann angeführt werden, dass einige Tage zuvor angrenzende Grünlandbereiche gemäht worden waren. Möglicherweise hatte das parasitierende Weibchen dort sein Nest verloren und legte aus Legenot in das fremde Nest.. HEGELBACH(in GLUTZ VON BLOTZHEIM& BAUER 1997) nennt keine Fälle von Zusammenlegen zweier

Weibchen in ein Nest.