Heft 
Band 9
Seite
75
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Raubwürger- Winterbestand 75

(BAUER& BERTHOLD 1996). Eine wesentliche Ursache könnte der erhebliche DDT -Anwendungs- und Perfektionsvorsprung in Westeuropa sein(GEORGE 1996).

In Brandenburg wurden 1999 190 Reviere des Raubwürgers erfasst(RYsLAVY 2001). Der Tiefpunkt der Be­standsentwicklung lag Mitte der 80er Jahre bei 55 Revieren. Eine gegenwärtige Bestandserholung wird auch bei einer Reihe anderer Vogelarten(z. B. Wanderfalke, Grauammer, Seeadler) und bei anderen Artengruppen(z. B. Mausohr) nachgewiesen(RYsLAVY 2001, SCHMIDT 2001). Sie deutet auf ein Nachlassen der DDT -Belastung hin.

In Zukunft werden die Truppenübungsplätze durch natürliche Sukzession ihre Offenflächen verlieren. Aufforstungsflächen bieten der Art durch dichter werdenden Bewuchs in absehbarer Zeit keinen Lebens­raum mehr. Offensichtlich kann zumindest in Ostbrandenburg zukünftig nicht mit stabilen Brutbestän­den gerechnet werden. Die Winterbestände, die nur in einer vielgestaltigen Kulturlandschaft bedeutsame Dichten erreichen, üben einen großen Einfluss auf die Brutbestände aus. Insofern müssen in Zukunft Schutz- und Pflegemaßnahmen vorrangig in der Kulturlandschaft einsetzen. Heideflächen auf Truppen­übungsplätzen sollten so umfangreich wie möglich als Offenflächen erhalten bleiben.

Eine weitere Extensivierung in der Landwirtschaft und eine kleinflächige Wirtschaftsweise ließen auch dieser Art mehr Lebensraum.

Zusammenfassung

Der Raubwürger profitierte in Ostbrandenburg nach 1990 kurzfristig von Strukturänderungen und Nut­zungsaufgaben in der Landwirtschaft. Auf einer Fläche von 100 km bei Lieberose siedelten von 1992­2000 3-6 Revierpaare zur Brutzeit und im Winterhalbjahr durchschnittlich 6-13 Einzelvögel. Hierbei stell­te sich ein zahlenmäßiger Zusammenhang zwischen dem durchschnittlichen Winterbestand und dem darauf folgenden Brutbestand heraus. In einer großräumigen Untersuchungsfläche im Altkreis Beeskow (941 km?) siedelten 1999 und 2000 jeweils 8 Brutpaare, während der Winterbestand im Januar 2000 mit 39 Individuen deutlich über dem Brutbestand lag. Eine besondere Rolle für das Vorkommen des Raub­würgers spielen kleinflächige Brachen in der Agrarlandschaft. Siedlungszentren befinden sich auch auf den angrenzenden Heideflächen der ehemaligen Truppenübungsplätze Lieberose und Reicherskreuz. Während der Brutperiode befanden sich dort 1999 und 2000 insgesamt jeweils 7 erfolgreiche BP, aber nur ein geringer Bestand während des Durchzuges und nur sporadische Überwinterungen. Auf Grund von Sukzessionserscheinungen in den Heidegebieten und teilweise auch auf Brachflächen ist mittelfristig ein negativer Bestandstrend in Ostbrandenburg zu befürchten.

Literatur ABBO(2001): Die Vogelwelt von Brandenburg und Berlin . Natur& Text, Rangsdorf . BAUER, H.-G.& P. BERTHOLD (1996): Die Brutvögel Mitteleuropas. Bestand und Gefährdung. AULA-Verlag , Wiesbaden . DEUTSCHMANN, H.(1993): Zum Winteraufenthalt des Raubwürgers(Lanius excubitor) in Ostbrandenburg.

Beitr. Vogelkd. 39: 201-204. Dürr, T., W. MäDLoW, T. RYsLAvY& G. SoHNS(1997): Rote Liste und Liste der Brutvögel des Landes

Brandenburg (1997). Naturschutz Landschaftspfl. Brandenb. 6(Beilage). GEORGE, K.(1995): Neue Bedingungen für die Vogelwelt der Agrarlandschaft in Ostdeutschland nach der

Wiedervereinigung. Orn. Jber. Mus. Heineanum 13: 1-25.