Eimaße beim Kiebitz
1988, GALBRAITH1988, BLOMQVIST et al. 1997). Dagegen sind aus anderen ostdeutschen Gebieten auch deutlich kleinere Kiebitzeier bekannt. An der Unteren Havel fand J.-J. Seeger bei 272 Eiern ein mittleres Volumen von 22,6 cm’(RUTSCHKE 1983), und 23 Eier von Ackerflächen im Erzgebirgsvorland hatten ein durchschnittliches Volumen von nur 21,8 cm°(HAneL 2001). Trotzdem waren in beiden Fällen die Bruterfolge höher als im Unteren Odertal (P. Haase mündl., HAneL 2001). Die Kiebitze im Unteren Odertal sind offenbar keine besonders schwachen oder unerfahrenen Vögel, die allein deshalb einen geringeren Bruterfolg zu erwarten hätten(BLoMQVvIST et al. 1997).
Es ließen sich auch keine negativen Einflüsse des derzeitigen Wasserregimes auf die Ernährung adulter Kiebitze in der Phase der Eiablage feststellen. Das ist damit erklärbar, dass alle Kiebitze in der Nähe ihrer Brutplätze auch frühzeitig trockengefallene Flächen erreichen konnten, auf denen das Nahrungsangebot nicht reduziert sein muss. Zudem wurde Nahrungsmangel bisher entweder auf Flächen nachgewiesen, die nach mehrjähriger Trockenlegung wiedervernässt wurden(AUSDEN et al. 2001, BELTING& BELTING 1999), oder auf langjährig ausgehagerten Moorböden(DUTTMANN& EMMERLING 2001). Im Odertal herrschen dagegen Böden aus Auenlehm vor, die seit Jahrhunderten jährlich überstaut werden. Hier ist mit Nahrungsknappheit für Limikolen wahrscheinlich nicht zu rechnen, zumal das jährliche Oderhochwasser Nährstoffe zuführt. Schließlich verhindert das ausgeprägte Relief eine restlose Überflutung der Flächen. Es bleiben trockene potenzielle Neststandorte sowie Nahrungsflächen übrig, die nur in seltenen Ausnahmefällen überflutet werden.
Die Ursachen für die geringen Bruterfolge der Kiebitze im Unteren Odertal in den Jahren 1999 und 2000 sind deshalb nicht in der Kondition der Altvögel zu suchen, sondern in hohen Prädationsraten und der Austrocknung der Familienreviere durch frühzeitige Entwässerung(MAMMENn et al. im Druck). Eine Veränderung kann allerdings in Zukunft eintreten, wenn der Salzgehalt der Oder durch Baumaßnahmen oberhalb des Untersuchungsgebietes für mehrere Jahre erheblich erhöht wird. Die Auswirkungen einer
Versalzung auf die Bodenfauna in den Überflutungsflächen sind nicht genau vorherzusagen.
Zusammenfassung Im Nationalpark»Unteres Odertal« wurden im Frühjahr 2000 die Eier aus 69 Kiebitzgelegen vermessen. Das mittlere Volumen von 23,1+ 1,3 cm’ war gegenüber anderen Untersuchungen nicht erkennbar reduziert. Unterschiede zwischen Neststandorten(Acker/Grünland) oder Legezeitraum waren nicht signifikant. Die Körperkondition der im Nationalpark brütenden Kiebitze war demnach nicht schlechter als in anderen Gebieten, und zur Zeit der Eiablage war auch kein Nahrungsmangel festzustellen.
Literatur AUSDEN, M., W. J. SUTHERLAND& R. JAMES(2001): The effects of flooding lowland wet grasslands on soil macroinvertebrate prey of breeding wading birds. J. Appl. Ecol. 38: 320-338. BELTING, S.& H. BELTING(1999): Zur Nahrungsökologie von Kiebitz-(Vanellus vanellus) und Uferschnepfen-(Limosa limosa) Küken im wiedervernäßten Niedermoor-Grünland am Dümmer. Vogelkdl. Ber. Niedersachsen 31: 11-25. BESER, H. J.& M. BESER(1988): Eimaße des Kiebitzes(Vanellus vanellus ). Charadrius 24: 225-235. BLOMQVIST, D., 0.C. JOHANSSON& E: GÖTMARK(1997): Parental quality and egg size affect chick survival in a precocial bird, the Lapwing Vanellus vanellus. Oecologia 110: 18-24. DüTTMANN, H.& R. EMMERLING(2001): Grünland-Versauerung als besonderes Problem des Wiesenvogelschutzes auf entwässerten Moorböden. Natur u. Landschaft 76: 262-269. GALBRAITH , H.(1988): Effects of egg size and composition on the size, quality and survival of lapwing Vanellus vanellus chicks. J. Zool., Lond . 214: 383-398. GLUTZ VON BLOTZHEIM , U. N. , K. M. BAUER& E. BEZZEL(1975): Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Band 6., Wiesbaden .