Otis 9(2001): 105-109
von Winfried Dittberner
Summary: Desert Wheatear Oenanthe deserti in Brandenburg .
A Desert Wheatear stayed in the lower Oder valley near Schwedt (Brandenburg ) from November 24.-30., 2000. The bird, its habitat and behaviour are described. The bird was also caught and ringed and the identification as an adult male of the subspecies atrogularis was confirmed. The record was accepted by the German rarities commission.
Am 24. November 2000 beobachtete ich auf einem mit niedriger Vegetation bestandenen Kiesweg im Feuchtgebiet von Internationaler Bedeutung(FIB)»Unteres Odertal « bei Schwedt (Landkreis Uckermark ) einen»Steinschmätzer«. Er flog auf 30 Schritt ab, seitlich vorüber und landete etwa 40 m hinter mir. Im Vorbeiflug fiel mir der schwarze Schwanz auf, dem das anderen Oenanthe-Arten typische schwarzweiße T-Muster fehlte. Die auffällige schwarze Schwanz- und Gesichtszeichnung offenbarte, dass es sich nicht um unseren heimischen Steinschmätzer Oenanthe oenanthe handeln konnte. Nach HEInzeL et al.(1992) bestimmte ich den Vogel vor Ort als Wüstensteinschmätzer. Bei längerer Beobachtung mit dem Fernglas war gut zu erkennen, dass das Schwarz von Gesicht und Kehle mit dem des Flügels verbunden war. Auffällig war ein ständiges Schwanzwippen des Vogels.
Der Fang und die Beringung des Wüstensteinschmätzers erfolgten am 26. November durch Joachim Sadlik(Schwedt/Oder ). Für die Unterstützung danke ich ihm sehr herzlich. Unabhängig von uns beobachtete H.-J. Haferland(Geesow) den Vogel am 27. November.
Die Witterung war im November durchgehend zu mild und zu trocken. Am Monatsende erreichten die Temperaturen am Tag bis 12° C und sanken in der Nacht um die Hälfte ab. An den Beobachtungstagen war es in der Niederungslandschaft feucht, teils diesig und regnerisch. Überwiegend war es bedeckt und nur an den beiden letzten Beobachtungstagen schien längere Zeit die Sonne.
Rasthabitat
Der Wüstensteinschmätzer hielt sich vom 24.-30. November 2000 im Gebiet auf. Er bevorzugte einen Kiesweg auf einer Länge von etwa einem Kilometer. Beidseitig des Weges erstreckten sich kurzgrasige Polderwiesen, nur in einer Senke war höherer Grasbewuchs vorhanden. Eine hundertköpfige Kuhherde graste auf einer mit einem elektrischen Weidedrahtzaun eingegrenzten Wiese und lockte verschiedene Insekten an, die sich bevorzugt auf den zahlreichen Kuhfladen aufhielten. Auf den Polderwiesen und dem Kiesweg waren kleine Webspinnen und verschiedene Insekten, z. B. kleine Käfer, Raupen und Hautflügler anzutreffen. Etwas abseits vom Weg stand an einem Oderaltarm ein Weidenstrauch, den der Vogel bei Störungen aufsuchte.
” Ringfundmitteilung der Beringungszentrale Hiddensee Nr. 15/2001