Kleine Mitteilungen
Gefährdung junger Sperlinge durch Bindegarn
von Claus Miera
Summary: Strings as danger for Sparrows. Two juvenile House Sparrows had swallowed string. Without human aid they would have died.
LANGGEMACH(1999) hat unlängst die Gefährdung von Vögeln durch Bindegarn untersucht und zu dieser Problematik ein umfangreiches Faktenmaterial zusammengestellt.
Da die Vögel Bindegarn auch zum Nestbau verwenden, liegt hier ein besonderes Gefahrenpotenzial. Auch Haus- und Feldsperlinge verwenden für den Nestbau gelegentlich Bindegarnstücke und besonders oft die feinen, aber sehr festen Plastefasern, aus denen so ein Faden besteht. Wenn die Fasern in die Nestmulde hineinragen, können diese von den Jungen bei der Fütterung mit verschluckt werden und Komplikationen verursachen, wie ich das in zwei Fällen(1997 und 1998) bei der Beringung feststellen konnte.
So bemerkte ich bei der Entnahme junger Haussperlinge aus dem Nest, dass jeweils eines der Jungen an einer verschluckten Bindegarnfaser am Nest fest hing. Da der Versuch, die Fasern vorsichtig aus den Vögeln herauszuziehen, in beiden Fällen nicht gelang, wurden diese am Schnabel abgeschnitten und die Jungen ins Nest zurückgesetzt. Die Fremdkörper haben offenbar in beiden Fällen den Darm passiert und sind ausgeschieden worden, ohne Schaden anzurichten. Beide Jungen flogen aus und eines der beiden wurde später wiedergefangen.
Die Sperlingsjungen haben sicher Glück gehabt, dass sie aus ihrer Notlage befreit wurden. Man braucht nicht viel Phantasie, um sich auch ein unglückliches Ende vorzustellen. LANGGEMACH(1999) berichtet über analoge Fälle bei jungen Weißstörchen.
Aus der Literatur sind mir keine Fälle bekannt, wo verschluckte Bindegarnfasern zum Tod von Kleinvogelnestlingen geführt haben. MALTSCHEWSKI(1959) berichtet jedoch über eine junge Goldammer, die eine größere Anzahl Pferdehaare aus der Nestauskleidung verschluckt hatte und daran zugrunde ging. Da Pferdehaare und Bindegarnfasern ähnliche Eigenschaften haben, sind analoge Fälle denkbar.
Zu dieser Thematik möchte ich noch den Fund eines beringten Feldsperlingsmännchens im Jahre 2001 erwähnen, das sich beim Nestbau mit dem Fuß durch eine Bindegarnfaser am Aufhängebügel des Nistkastens verfangen hatte und dort verendete. Im Nest des Vogels wurden noch zahlreiche solcher Fasern gefunden.
Literatur LANGGEMACH, T.(1999): Vogelverluste durch Erntebindegarn- ein kaum bekanntes Problem. Otis 7: 56-69. MALTSCHEWSKIJ, A. S.(1959): Gnesdowaja shizn pewtschich ptiz. Verlag d. Leningrader Universität.