132 Kleine Mitteilungen
Vom Fundtag(15.6.00) bis mindestens zum 26.6.00 saß 1 Altvogel fest auf dem Nest und bebrütete ein Gelege mit 3 Eiern(Abb. 2). Bei einer weiteren Kontrolle am 28.6.00 wurde nur noch ein Altvogel auf einem Masten neben dem Brutplatz festgestellt. Das Nest war leer und stark bekotet. Unter dem Nest wurden an 2 Stellen Eischalen gefunden. Der anwesende Altvogel setzte sich auf einen etwas weiter entfernten Mast in Nestnähe. Trotz Besteigens des Brutmastes und Suche nach eventuellen Jungvögeln am Boden, schien uns der Altvogel, außer einzelnen leisen Rufen, keine Aufmerksamkeit zu schenken. Erst als bei der Suche nach Jungvögeln eine bestimmte Richtung und Entfernung vom Brutplatz erreicht wurde, flog der Altvogel auf, drehte einige große Runden über dem Brutplatz, rief etwas heftiger, setzte sich aber wieder und rief weiterhin laut. Dann erschien auch der zweite Partner und rief gleichfalls laut. Anschließend flogen beide bis außerhalb unserer Sichtweite ab. Alle weiteren Kontrollen verliefen negativ.
Unklar bleibt, ob Jungvögel aus den Eiern schlüpften(Kot auf dem Nest), diese dann aus 8 m Höhe auf den Erdboden hüpften und sich eventuell in am Boden herumliegenden Rohren oder anderen Metall- bzw. Holzteilen versteckten. Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass Eier oder Jungvögel schon im Nest durch Beutegreifer aus der Luft zerstört bzw. erbeutet wurden.
Bemerkenswert ist das Verhalten der beiden Altvögel. Gegenüber dem Menschen zeigten sich die Möwen erstaunlich vertraut. Das Nest wurde erst bei Annäherung auf wenige Meter verlassen. Selbst das Besteigen des Brutmastes wurde ohne Angriffe akzeptiert(siehe auch Beschreibung der Kontrolle am 28.6.00). Sehr wahrscheinlich waren die Altvögel durch den ständigen Tagebauverkehr direkt neben dem Brutplatz an den Menschen gewöhnt. Sehr heftig wurden dagegen Greifvögel attackiert, so zum Beispiel am 15.6.00 ein Schwarzmilan(Milvus migrans ).
Nach MicHAELIS in ABBO(2001) ist die Art auch in unserem Gebiet sehr anpassungsfähig bei der Auswahl ihres Brutplatzes, jedoch konnten noch keine Bruten soweit entfernt von Gewässern nachgewiesen werden. Zumindest mit dem Neststandort vergleichbar sind 2 Brutversuche 1991 auf Stahlgittermasten in etwa 2,53 m über dem Wasserspiegel der Talsperre Spremberg(R.Beschow unveröff.; MICHAELIS in ABBO 2001). GLUTZ VON BLOTZHEIM& BAUER(1982) beschreiben Brutplätze im küstenfernen Binnenland Europas als in der Regel vom Wasser umgeben aber recht vielfältig. Es werden Bruten auf trockenen Kohledämmen, aufgeschütteten Sand-, Kies- und Tonrippen und einem Gittermasten in über 20 m Höhe beschrieben.
Was das Brutpaar trotz noch vorhandener Brutmöglichkeiten an den Tagebaurestseen, in dieses trockene Gelände verschlug, bleibt unklar. Vielleicht befanden sich in der näheren Umgebung von uns nicht bemerkte Nahrungsqellen oder das Brutpaar wollte sich einen Brutplatz in der Nähe des entstehenden Bergheider Sees sichern, dessen Spiegel nach der Flutung ab 2001 kontinuierlich steigt. Im Jahr 2001 blieb der Brutplatz verlassen.
Dank: Für die Bereitstellung von Literatur, Durchsicht des Manuskriptes und Anfertigung der Fotos bedanken wir uns bei den Herren Dr. R.Möckel, H.Haupt und S.Herold.
Literatur ABBO(2001): Die Vogelwelt von Brandenburg und Berlin . Natur& Text, Rangsdorf . GLUTZ VON BLOTZHEIM , U. N. & K. M. BAUER(1982): Handbuch der Vögel Mitteleuropas. Bd. 8. Aula-Verlag, Wiesbaden . KRÜGER, S.(1987): Ansiedlung der Sturmmöwe, Larus canus(L.), an Grubenrestseen in der nördlichen Oberlausitz im Kreis Hoyerswerda. Abh. Ber. Naturkundemus. Görlitz 60, 12: 45- 46.