Nistkastenbestand von Sperlingen 75
Süden Kasachstans und in Mittelasien (GOLOWANOWA 1966), aber auch in Jakutien (DEMENTJEW et al. 1954) saisonale Wanderungen unternehmen. Lokale Unterschiede wurden auch im Aktionsradius der Vögel festgestellt. Nach GLUTZ voN BLOTZHEIM& BAUER(1997) entfernen sich die Brutvögel während der Fortpflanzungszeit meist nur auf Sicht- und Hörweite vom Nest. Es werden aber auch Entfernungen bis 2 km, für Feldschwärme bis 2(maximal 8) km angegeben. In meinem Beobachtungsgebiet entfernen sich die Haussperlinge, inklusive Sommerschwärme, selten 200-300 m vom Dorf. Bei meinen Fangaktionen für die Vogelberingung habe ich z.B. außerhalb des Dorfes viele Feldsperlinge, aber noch keinen einzigen Haussperling gefangen. In der Türkei und in Südportugal konnte ich aber feststellen, dass die Haussperlinge dort weite Futterflüge unternehmen und ihr Futter hauptsächlich in der freien Landschaft suchen. Der Synanthropie-Index nach Nuorteva(zit. nach WASSMANN 1999) als Ausdruck für den Bindungsgrad der Art an den Menschen dürfte deshalb im südlichen Teil des Verbreitungsgebietes wesentlich niedriger sein als im nördlichen Teil.
Für das hiesige Gebiet kann man die ökologischen Ansprüche des Haussperlings auf 3 Hauptfaktoren reduzieren:
1. Ein ganzjährig ausreichendes Futterangebot in Brutplatznähe,
2. das Vorhandensein geeigneter Nistplätze,
3, das Vorhandensein von Deckung.
Da der Haussperling keine weiten Futterflüge unternimmt, kann sowohl das Fehlen einer ausreichenden Futtergrundlage, wie auch das Fehlen von Nistmöglichkeiten die Bestandsgröße negativ beeinflussen. Bei der Analyse von Bestandsveränderungen sollte deshalb der Einfluss beider Faktoren untersucht werden. Deckung z.B. in Form Hecken, Gebüschen, Reisighaufen u.a. dient den Vögeln als Tagesruheplatz(HUDDE in GLUTZ VON BLOTZHEIM& BAUER1997), wo sich die Vögel absolut sicher fühlen und am Tage dort sogar schlafen, aber auch dem Schutz vor dem Sperber und anderen Feinden.
Zusammenfassung In einem Dorfrandareal der Uckermark wurde über einen Zeitraum von 17 Jahren die Nutzungsdynamik eines Nistkastenbestandes durch die beiden Sperlingsarten untersucht. Die Ursachen der festgestellten Veränderungen werden diskutiert und bewertet:. Die im Untersuchungszeitraum festgestellten Veränderungen der Nistplatzdominanz des Haussperlings im Verhältnis zum Feldsperling sind durch Veränderung der nahrungsökologischen Bedingungen für den Haussperling bedingt. Der Haussperling verdrängt in seiner Expansionsphase den schwächeren Feldsperling aus allen Nistkästen, die als Niststätten für ihn geeignet sind. In der Expansionsphase besiedelt der Haussperling auch suboptimale Brutplätze, die erfahrungsgemäß sonst hauptsächlich vom Feldsperling genutzt werden.