Heft 
Band 10
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Polarmöwe in Ostbrandenburg 85

rosafarben. Die Beine der übrigen Großmöwen waren im Vergleich allenfalls blass fleischfar­ben. In Ergänzung ließen Flügelprojektion, Habitus sowie Schwingen- und Steuerfärbung den Gedanken an eine Polarmöwe unausweichlich werden, was durch diverse Bestimmungsbücher bestätigt werden konnte.

Die Polarmöwe im dritten Winter entsprach natürlich im Habitus der vorangegangenen, doch hätte sie, flüchtig betrachtet, noch mit einer teilalbinistischen bzw.-leuzistischen Sturmmöwe verwechselt werden können. Allerdings konnte dies ebenfalls schon allein wegen der rosa Füße, der weißlichen Iris und des kräftigeren Schnabels ausgeschlossen werden.

Einordnung der Beobachtungen Die grönländische Polarmöwe ist im Binnenland kaum zu erwarten(HARRIs et al. 1991). Auch GLUTZ VON BLOTZHEIM& BAUER(1982) bezeichnen die Polarmöwe als sehr seltenen Gast der Nordseeküste und führen nur sehr wenige Binnenlandnachweise an. Die Polarmöwe erscheint aber regelmäßig in England und erreicht dort wo sie als Wintergast auftritt, zwischen Novem­ber und März ihre Höchstzahlen(GLUTZ von BLOTZHEIM& BAUER 1982). Im deutschen Binnenland stammen die meisten Nachweise aus Nordrhein-Westfalen (vgl. z.B. DSK 1997, 1998, 2000, 2002). Für Brandenburg handelt es sich um die ersten Nachweise. Zwar kam es zum Jahresanfang zu mehreren Weststürmen, doch gab es aus Brandenburg bis­her keine Hinweise auf verstärktes Auftreten von Küstenvögeln. Auch in BARTHEL(2002 a, b) wurden, neben den brandenburgischen, für Dezember 2001 bis März 2002 nur 2 Polarmöwen aus Niedersachsen und eine aus Schleswig-Holstein gemeldet. Auch die beringten Möwen auf den Deponien Neuenhagen und Eberswalde gaben keine Hin­weise auf einen außergewöhnlich großen Anteil nordwestlicher Vögel. Zwar konnten Möwen aus Westdeutschland , den Niederlanden und Großbritannien festgestellt werden, doch waren die weitaus meisten Ringvögel in Ostdeutschland , Polen , Weißrussland , dem Baltikum und Skandinavien beringt worden. Ob die Polarmöwen wirklich Irrgäste sind oder vielmehr durch die oft äußerst schwierigen Beobachtungsbedingungen an Schlafplätzen sowie an den Deponien übersehen werden, muss sich durch weitere Beobachtungen zeigen. Wie die hier mitgeteilten Nachweise zeigen, ist zumindest mit dem Erscheinen dieser Art in Brandenburg durchaus zu rechnen. Beide Vögel waren zudem sehr gut in der Lage sich auf Hausmülldeponien Nahrung zu ver­schaffen und sich gegen andere Möwenarten durchzusetzen, wodurch eine binnenländische Hausmülldeponie als nicht ungeeignetes Winterquartier auch für diese Art erscheint.

Zusammenfassung Im Winter/Frühlingsanfang 2002 kam es in Ostbrandenburg an den Hausmülldeponien in Neuenhagen(bei Bad Freienwalde/MOL ) und Eberswalde/BAR zum Erst- und Zweitnachweis der Polarmöwe in Brandenburg . Bei den Nachweisen handelte es sich um je eine Polarmöwe im ersten bzw. im dritten Winter, die auch fotografisch dokumentiert werden konnten.