Heft 
Band 10
Seite
90
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"TODTE, I.& J. STEPNIEWSKI

Diskussion

Sicher ist nicht auszuschließen, dass einige»Paare« in dieser Auswertung als nicht hundert­prozentig sicher gelten können. Eine Festlegung von»Paaren« anhand von aufeinanderfolgen­den Ringnummern wird nie völlig sicher sein, es ist aber sehr wahrscheinlich davon auszuge­hen. Verpaarte Vögel locken sich regelmäßig gegenseitig ins Netz und zur Brutzeit ist der Schwarmzusammenhalt(zumindest von Altvögeln im Brutgeschäft) noch nicht so ausgeprägt wie im Herbst/Winter. Es kann aber auch durchaus wesentlich mehr Paare gegeben haben, da in Gebieten mit einer großen Bestandsdichte(z. B. Rietzer See) und dem Auftreten größerer Schwärme ab Juli kaum mehr eine genaue Zuordnung von Partnern möglich ist. An einem See in Jugoslawien erfolgten durch ISTvAN& T1Bor(2000) ähnliche Untersuchungen. Dort wurde nur zur Brutzeit und an einem Ort beringt und kontrolliert, eine Zuordnung der Partner erfolg­te unter ähnlichen Vorgaben wie oben beschrieben. Sie konnten von 1262 Wiederfängen 36 Paare(5,7%) in darauffolgenden Jahren wieder kontrollieren(davon 3 Paare über 3 Jahre). Eindeutige Aussagen zum Paarzusammenhalt sind allerdings nur durch Farbberingung und intensive Beobachtungen am Nest zu erbringen.

In der uns zugänglichen Literatur wird von einer monogamen Dauerehe der Bartmeise(wahr­scheinlich die Regel) und von einer Paarbildung im Sommer des ersten Lebensjahres(Verlo­bungspaare) ausgegangen(KOENIG 1951, WAWRZYNIAK& SOHNS 1986, VAN DEN ELZEN 1993, BEZZEL 1993, ISTVAN& TIBOR 2000; 35% der Paare in Anhang 1). Partnertreue über mehrere Jahre konn­te bisher vereinzelt nachgewiesen werden. FEINDT& JunG(1968) erbrachten die ersten sicheren Nachweise; ein Brutpaar wurde in 2 Jahren zusammen kontrolliert und bei 4 sicheren und 3 wahrscheinlichen»Verlobungspaaren« erfolgte ein Nachweis als Brutpaar im darauffolgenden Sommer. Auch bei SPITZER(1974)(ein Verlobungspaar wurde 2 Jahre später zurückgemeldet) und ZINK (1981)(ein Paar im Winter beringt und im nächsten Jahr zur Brutzeit kontrolliert, das Weib­chen ein Jahr später nochmal Brutvogel) finden sich vage Hinweise. Eine umfangreichere Aus­wertung von einem größeren Ringfundmaterial führte VAN DEN ELZEN(1977) durch. 301 auswert­bare Wiederfunde ergaben 32 Paare. Von diesen 32 Paaren wurden mindestens 3 über mindestens 2 Jahre zur Brutzeit nachgewiesen(1 Paar davon war wahrscheinlich über 4 Jahre verpaart). Interessant ist der fast gleiche Anteil von Partnerzusammenhalt in der Arbeit von VAN DEN ELZEN (1977) und unserer Auswertung. Sie dürfte sich aber auch nicht wesentlich erhöhen, da die gerin­ge Lebenserwartung der Bartmeise ein begrenzender Faktor ist. Der hohe Wert aus Jugoslawien erklärt sich daraus, dass nur an einem Ort zur Brutzeit gefangen wurde und die Kriterien zum Paarzusammenhalt nicht nach so engen Vorgaben wie in vorliegender Arbeit ermittelt wurden. Nach vAN DEN ELZEN(1993) erreicht die Bartmeise nur eine durchschnittliche Lebenserwartung von 1,5 Jahren. Die Art hat eine sehr hohe Jungvogelmortalität und die meisten Vögel erleben also nur eine Brutperiode in ihrem Leben(DÜRR et. al. 1999). Somit lassen sich Nachweise von Partnertreue über mehrere Jahre nur selten sicher erbringen, da die Wahrscheinlichkeit, ältere Vögel wieder zu kontrollieren, immer mehr abnimmt. Werden jedoch im Rahmen spezieller Programme bzw. intensiver Populationsstudien(STEPNIEWSKI 1995, DÜRR et al. 1999) mehr