Heft 
Band 10
Seite
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96 NoaH, T.& S. WEIß

Unterspreewald gelang es im Jahr 2002, den gesamten Naturraum Spreewald nahezu flächen­deckend auf mögliche Brutvorkommen der Gebirgsstelze hin zu kontrollieren. Den Kern dieser Arbeit bildet die Darstellung des aktuellen Kenntnisstandes zu Vorkommen, Verbreitung und Bestandsentwicklung, wobei die Daten mit Beobachtungen aus früheren Jahrzehnten vergli­chen und diskutiert werden. Ferner wird das jahreszeitliche Auftreten der Art im Spreewald etwas eingehender betrachtet, zumal derartige Angaben aus Brandenburg bislang nicht in größerem Umfang publiziert worden sind.

Untersuchungsgebiet

Das Untersuchungsgebiet(UG ) umfasst den Altkreis Lübben in seinen Grenzen bis 1995 und darüber hinaus das Biosphärenreservat Spreewald. Wir entschlossen uns zu dieser Gebiets­auswahl, um den Naturraum der Spreewaldniederung zusammenhängend darzustellen. Die Gesamtfläche beträgt 1017,5 km? und teilt sich auf die Landkreise Oberspreewald-Lausitz mit 88,6 km(8,7%), Spree-Neiße mit 92,2 km*(9,1%) und Dahme-Spreewald mit 836,8 km(82,2 %) auf. Das Biosphärenreservat Spreewald nimmt einen Flächenanteil von 46,7%(475,2 km) vom UG ein(Abb. 1). Es ist der gewässerreichste Teilraum mit 475 km Fließgewässer 1. Ordnung (397 km im Oberspreewald , 78 km im Unterspreewald ). Zur Wasserregulierung befinden sich 130 Wehre mit 36 Schleusen in den Fließen. Dieses Netz wird durch weitere 778 km Fließgewässer 2. Ordnung verdichtet, jedoch handelt es sich überwiegend um kleine oft strömungslose Entwässerungsgräben, die nicht von der Gebirgsstelze besiedelt werden. Mit einem gleichmä­ßigen Gefälle von nur 0,1-0,2%o(= 10-20 cm auf 1 km; Biosphärenreservat Spreewald 1996) und großen Abflussprofilen ist die Fließgeschwindigkeit sehr langsam und wird durch die Stauhal­tung noch verstärkt. Daher kommt es nur im Unterwasser hinter den Wehren zu höheren Fließ­geschwindigkeiten mit rauschendem Wasser. An einer Vielzahl der Wehre reicht jedoch auch die Stauwurzel des nachfolgenden Wehres heran, so dass lediglich der unmittelbare Absturz eine erhöhte Fließgeschwindigkeit aufweist. Im weiteren Verlauf fließen die Gewässer gemächlich dahin. Das Kerngebiet im Unterspreewald bildet das NSG»Innerer Unterspreewald« mit einer Fläche von 1828,8 ha. Es ist überwiegend bewaldet(Gebietsbeschreibung bei NoAH 2000). Das NSG»Innerer Oberspreewald«(5769,6 ha) hat einen geringeren Waldanteil, jedoch sind auch hier die meisten Uferstrecken mit Gehölzen bestanden. Im westlichsten Teil durchfließt die Dahme auf einer Länge von 8,9 km das UG . Die Berste erreicht von Südwesten her das UG und mündet nach einer Strecke von 12,9 km in Lübben in die Spree. Weitere kleine Fließgewässer, die im Nordosten das UG entwässern(z. B. Ressener Mühlenfließ, Rocher Mühlenfließ), besitzen u.a. aufgrund ihrer sehr geringen Profilbreite keine Bedeutung für die Gebirgsstelze. Aus Gründen der besseren Nachvollziehbarkeit wird das UG in folgende räumliche Einheiten gegliedert: Oberspreewald (Stadtrand Lübben bis Burg, Grenze UG ), Unterspreewald (Hartmannsdorfer Wehr bis Wehranlage Leibsch), Berstetal(Stadtrand Lübben bis Grenze UG ), Dahmetal(Rietzneuendorf bis Staakmühle, Grenze UG ) und den Stadtbereich von Lübben (Abb. 1).