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(SCHIFFERLI& FLOUSEK 1997), bestätigen diese Aussage(SCHMID et al. 1998, STEFFENS et al. 1998, HÖLZINGER& SCHMID 1999). Lediglich aus dem nur. lückenhaft besiedelten Norden Sachsens wird die(bergbaubedingte?) Abnahme eines kleinen Vorkommens gemeldet(KRÜGER 2001). In Südschweden hingegen, das die nördliche Arealgrenze in Europa bildet(HAGEMEIJER& BLAIR 1997), nahm der Bestand von 700 BP in den 1980er Jahren bis Ende der 1990er Jahre auf 2000 BP zu(SVENSSON et al. 1999). Ein weiteres Beispiel für beträchtliche Zunahmen lokaler Bestände liegt auch aus dem Verbreitungszentrum der Art vor: Im Harz stieg der Bestand auf einer seit 1976 kontrollierten Untersuchungsfläche um das Dreifache an, wobei starke Fluktuationen auftraten(ZANG 2001). Auch in Berlin spiegelt sich die positive Tendenz wieder: Nachdem die Gebirgsstelze dort bis zum Ende der 1980er Jahre nur ausnahmsweise als Brutvogel festgestellt werden konnte(OAG Berlin(West) 1990), siedelten in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre regelmäßig 1-2 BP(WıtT 2000) und gegenwärtig umfasst der Bestand 5 BP(OTTO& WırT 2002, K. Witt , mündl.). Die Einwanderung und anschließende Zunahme der Gebirgsstelze in der norddeutschen Tiefebene wird auf günstige klimatische Umstände sowie den verstärkten Bau von Mühlen, Wehren und Brücken zurück geführt. Der zwischen 1930-1970 beobachtete Rückgang erfolgte durch nachhaltige wasserbauliche Umgestaltungen der Fließgewässer, den Abriss von Mühlen, die Modernisierung von Wehren und vor allem durch zahlreiche kalte Winter(zusammenfassend bei SCHIFFERLI 1985, BAUER& BERTHOLD 1996, ZANG 2001).
Mit gewissen Einschränkungen lässt sich dieses Szenario auch im Spreewald nachvollziehen: Im Rahmen der ersten Feststellung 1878(A. Brehm zit. in LITZBARSKI& LITZBARSKI 1966) wird lediglich ein Brutplatz erwähnt. Offenbar brütete die Gebirgsstelze in dieser Zeit nur in Einzelpaaren oder gar erst ausnahmsweise im Spreewald. In den Aufzeichnungen der Faunisten, die den Spreewald bis kurz nach der Jahrhundertwende mit der Flinte durchstreiften, finden sich keine Bemerkungen über diese Vogelart. Doch nur wenige Jahre später bezeichnet Hesse(zit. in SCHALOW 1919) die Gebirgsstelze für 1912 im Unterspreewald als»ziemlich häufig«. Die Mitteilung fällt genau in die Phase einer sprunghaften Zunahme im Tiefland(SCHIFFERLI 1985), während SCHIERMANN(1930) in den 1920er Jahren nur noch 3 BP im Unterspreewald ermittelte, Damit wurde der oben erwähnte langfristige Rückgang eingeleitet, von dem sich die Gebirgsstelze nach den vorliegenden Daten wohl erst vor wenigen Jahren erholte. Stärkere jährliche Bestandsschwankungen, die im Extremfall bis zu 95% erreichen bzw. sogar zur Aufgabe lokaler Vorkommen führen können, basieren in erster Linie auf Kältewintern(SCHIFFERLI 1985). Diese witterungsabhängigen Fluktuationen werden bei»Grenzvorkommen«, wie dem im Spreewald, naturgemäß besonders deutlich sichtbar. Im Verlauf der Erfassungen im Unterspreewald traten in zwei aufeinanderfolgenden Jahren überdurchschnittlich kalte(und lang anhaltende) Winter auf(1995/96, 1996/97), während die sich anschließenden Winter wiederum sehr mild waren. In dieser klimatisch günstigen Phase gab es den größten Bestandsanstieg, der von 2000 zu 2001 37% betrug. Wie sich die Bestandsentwicklung in den 1990er Jahren im Oberspreewald gestaltete, kann wegen fehlenden Datenmaterials aus dieser Zeit nicht genau beurteilt werden. Es gibt aber deutliche Hinweise darauf, dass sie sich in einem sehr ähnlichen