Heft 
Band 10
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Jessen. Im Tagebaubereich Welzow-Süd gibt es aktuell zwei Ortolanvorkommen(max. 31 sin­gende Männchen 2000). Die einzigen auffälligen Rebhuhnvorkommen und regelmäßiges Auf­treten der Wachtel(10-30 Rufer) sind weitere Charakteristika.

Der Wert dieser neuen Landschaft wurde aktuell auch dadurch anerkannt, dass eben dieses Gebiet und sein Umland als IBA-Gebiet BB 029»Lausitzer Bergbaufolgelandschaft« in die Liste der besonders wertvollen europaweit wichtigen Vogellebensräume eingeordnet wurde(SUD­FELDT et al. 2002).

Zusammenfassung Für die Bergbaufolgelandschaft des Tagebaues Welzow-Süd wird der Durchzug für die vier Kleinvogelarten Brachpieper, Braunkehlchen, Steinschmätzer und Neuntöter für die Jahre 1995 bis 2002 dargestellt. Die Intensität des registrierten Wegzuges der Arten ist eng an die Rekulti­vierungsflächen mit landwirtschaftlicher Nutzung und an die 4-5 m breiten, sandgeschlämm­ten Hauptwirtschaftswege gebunden. Regelmäßig werden jährlich größere Rastansammlun­gen für das Braunkehlchen und den Brachpieper festgestellt. Die Gebietskonzentrationen sind zumindest im regionalen Maßstab für Brandenburg bedeutend. Die überwiegend extensiv genutzten Grünlandflächen mit Luzernegras(Rinderweide, z. T. Ackerfutterproduktion) schei­nen zur Wegzugzeit günstigste Nahrungsbedingungen zu bieten. Zunehmend nutzt auch der Neuntöter das Gebiet für den Wegzug. Insgesamt sind die extensiv genutzten Landwirtschaftsflächen der Bergbaufolglandschaft Welzow-Süd wertvolle Reproduktionsräume für Vogelarten des agrarischen Offenlandes. Neben der Bedeutung für den Kleinvogelwegzug üben diese Flächen die Funktion als Winter­rastfläche für diverse Greifvögel(u. a. Kornweihe, Raufußbussard, Mäusebussard, Turmfalke, Merlin, Seeadler), Raubwürger und nordische Gänse aus. Das Gebiet hat damit praktisch ganz­jährig für die Vogelwelt Bedeutung. Da die Probleme der Brutbestandsförderung zahlreicher Arten des Agrarraumes durch den praktizierten Anbau von Monokulturen und die hohe Flächenintensivierung weiterhin beste­hen, sollten die Potenziale der Bergbaufolgelandschaft Welzow-Süd und Tagebau Jänschwalde z.B. nicht durch geplante Windkraftnutzungen großflächig entwertet werden. Entscheidend für den Fortbestand der Funktion als wertvoller, ganzjähriger Vogellebensraum wird es sein, dass die extensive landwirtschaftliche Nutzung langfristig und dauerhaft gesichert wird. Hier wird auch die Agrarpolitik gefragt sein, bei der eine Neuorientierung von Förder­richtlinien und Prämierungen erfolgen muss.

Literatur ABBO(2001): Die Vogelwelt von Brandenburg und Berlin . Rangsdorf . ANONYMUS(2002): Sielmann -Stiftung übernimmt 2.000 Hektar in der Bergbaufolgelandschaft. Naturmagazin 16(6): 34.