Heft 
Band 10
Seite
129
Einzelbild herunterladen

Rast von Kleinvogelarten 129

Braunkehlchen und Brachpieper an. Dabei werden vom Braunkehlchen relativ intensiv bear­beitete Ackerfutterflächen und extensive Weideflächen praktisch gleichrangig als Rastgebiet genutzt. Vermutlich ist das Nahrungsangebot bei beiden Nutzungsarten nicht sehr verschieden. Wie auch unsere Daten zum Winteraufenthalt von Greifvögeln zeigten, erweist sich die land­wirtschaftlich dominierte Bergbaufolglandschaft als attraktiver neuer Lebensraum für die im Bestand stark zurückgegangen Vögel der Agrarlandschaft.

Da alle Bergbauflächen einer generellen Vermarktungsabsicht nach Abschluss der bergbauli­chen Nutzung unterliegen, sollten bereits frühzeitig klare Flächen- und Gestaltungsansprüche aus Naturschutzsicht fixiert und formuliert werden. Welche Folgenutzer die weitere Flächenent­wicklung in den sanierten und rekultivierten Flächen gestalten, ist derzeitig meist ungewiss. Der Erwerb von Flächen für rein jagdliche Nutzung(Forstflächen), Grundstücksspekulation oder auch Verfolgung wirtschaftlicher Absichten bisher in der Raumplanung nicht vorgesehe­ner Nutzungen können sehr schnell einer ausgewogenen multifunktionalen Konzeption der Folgenutzung in den Tagebauen zuwider laufen.

Die Flächenbilanz des Lausitzer Braunkohlereviers und die genehmigten Planungen weisen aus, dass insbesondere die Größenordnung an landwirtschaftlicher Nutzung in der Niederlau­ sitz stark zu Gunsten einer Großseenlandschaft zurückgedrängt wird(PFLUG 1998). Die zentra­le Niederlausitz besitzt derzeitig aber bedeutende Bestände von Ortolan(Emberiza hortulana) (ca. 500 singende Männchen 1998 u. 2002) und Grauammer(Miliaria calandra)(um 1990 10­15 Reviere; 2002 ca. 670 Reviere). Die Existenz dieser bedeutenden Vorkommen ist direkt an die landwirtschaftlichen Nutzflächen gebunden. Insgesamt ist in der Region Lausitz jedoch ein permanenter Rückgang der absoluten Flächengröße mit landwirtschaftlicher Nutzung zu ver­zeichnen. Dadurch gewinnen insbesondere die mit Zielrichtung extensive Landwirtschaft noch zu entwickelnden Bergbauflächen in der Größenordnung> 2000 ha für den Artenschutz und den Erhalt der Arten der Agrarlandschaft weiter an Bedeutung. GEORGE(1995) hat das Szenario der veränderten Produktionsverhältnisse in der ostdeutschen Landwirtschaft und die Auswir­kungen auf die Vogelwelt aufgezeigt. Als vielleicht realistischen Ausweg aus der artenfeindli­chen, intensivierten Landwirtschaft nennt GEORGE(1995) eine gebietsweise Extensivierung, eine Tierproduktion mit Flächenhintergrund, die maßvolle Bewirtschaftung des Großteils an Flächen und das sich selbst Überlassen kleinerer Bereiche. RÖSLER& WEINs(1996) kritisieren mit Recht, dass die sogenannten Agrarreformen keinen spürbaren Wandel zu mehr natur- und umweltverträglicher Landbewirtschaftung gebracht haben.

In der Bergbaufolgelandschaft Welzow-Süd sind derzeitig einige der Kriterien für extensive Landwirtschaft und Tierproduktion mit der Fläche im Ansatz erlebbar. Gelingt es darüber hin­aus, die Flächen mit Kleinstrukturen aufzulockern, großzügige»Ackerrandstreifen« zuzulas­sen, Hecken und Flurschutzgehölze durchzusetzen, so könnten diese Offenflächen eine hohe Attraktivität für eine ganze Reihe von Arten erlangen. Gleichzeitig könnte der permanente Lebensraumverlust für Fauna und Flora des Agrarraumes etwas kompensiert werden.

Nicht weniger als 44 Reviere der Grauammer konzentrierten sich im Jahr 2002 allein in der KF