Heft 
Band 10
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134 EISENBERG, A. et al.

Schutzgebietsgrenzen, aber auch der Abwägung im Zusammenhang mit dem Ausbau der ICE­Strecke: die Variante einer Umleitung um das Einstandsgebiet wurde auch aufgrund der Ergebnisse der Telemetrie verworfen, da sich zeigte, dass die Umgehungsstrecke die Winterein­standsgebiete zerschneiden würde. Mit dem Aussetzen der Auswilderung von Jungtrappen 1994 und 1995 endete auch die erste Phase der Telemetrie. Im Zuge der Verlagerung der Auswilderung von Jungtrappen in das bisher weniger untersuch­te Belziger Einstandsgebiet im Jahr 1998 wurde die Methode wieder aufgegriffen und beglei­tend zum Schutzprojekt zum Einsatz gebracht. Zu folgenden Fragen bzw. Zielstellungen wurden Ergebnisse erwartet: - Kenntniszuwachs über den Erfolg der angewandten Aufzucht- und Auswilderungsmethoden, - Optimierung dieser Methoden, - Reduzierung von Verlusten in der Auswilderungsphase, - Informationsgewinn zu Verlustursachen und-umständen sowie Nebenbefunde bei ausge­wilderten Trappen, - Verbesserung der Kenntnisse über das Raum-Zeit-Verhalten ausgewilderter Vögel, - Kenntnisgewinn über das Raum-Zeit-Verhalten von Wildtrappen durch Ortung ausgewil­derter Vögel nach deren Integration in den Wildbestand, - Unterstützung sonstiger verhaltenskundlicher Beobachtungen, - Auffinden von Brutplätzen nach Einsetzen der Fortpflanzungsreife.

Die nach vier Jahren durchgeführte Analyse dient der kritischen Aufarbeitung der bisherigen Ergebnisse einschließlich aufgetretener Probleme. Auf der Grundlage dieser Bilanz ist zu ent­scheiden, ob und wie die Untersuchungen fortgeführt werden. Angesichts des öffentlichen Interesses an der Großtrappe erfolgt diese Bilanz nicht intern, sondern wird hier publiziert.

Methoden

Die Zielstellungen betrafen vor allem die Auswilderung von Jungtrappen und nur mittelbar den Wild­bestand. Insofern konnte auf das Fangen von Wildtrappen und die damit verbundenen Risiken sowie Beunruhigungen verzichtet werden. Konkrete Gefahren dabei bestehen z. B. hinsichtlich des Auftretens von Frakturen beim»handling« und, sofern Küken besendert werden, in einer gewissen Prädationsgefahr für die Küken nach Trennung von der Mutter. Diese Risiken können bei einem Bestand von etwa 17000­19000 Individuen wie in Spanien (HEATH et al. 2000) unter Umständen in Kauf genommenen werden, nicht jedoch bei dem kleinen deutschen Restbestand.

Diese selbst auferlegten Beschränkungen sowie die konkreten Ziele führten dazu, dass nur Jungvögel während der Auswilderung markiert werden konnten. Die Besenderung von Jungtrappen ist mit zusätzli­chen methodischen Einschränkungen verbunden, da nicht alle Möglichkeiten der Senderbefestigung uneingeschränkt zur Verfügung stehen. Da das Wachstum bei weiblichen Jungtrappen mindestens bis zum dritten, bei männlichen sogar bis zum vierten Lebensjahr anhält, ergeben sich z. B. Probleme beim Einsatz von Rucksacksendern. Der spätestmögliche Zeitpunkt der Besenderung ist mit etwa 70-75 Lebenstagen. Danach sollten die Vögel soweit entwöhnt sein, dass sie sich nicht mehr greifen lassen. In diesem Alter wiegen die jungen Hennen 1,5-2,5 kg und die Hähne 2,5-3,5 kg, also erst die Hälfte bis ein