Telemetrie bei Großtrappen 143
Zu den Nebenergebnissen der Verlustanalyse zählen die Resultate der Mageninhaltsuntersuchungen(durchgeführt durch W. Jaschke), die im Jahr 2002 begonnen wurden.
Verbesserung der Kenntnisse über das Raum-Zeit-Verhalten ausgewilderter Vögel: Die Kenntnis des Aufenthaltes und des raum-zeitlichen Verhaltens der Jungtrappen ist unabdingbarer Bestandteil der Auswilderung und dient sowohl der Erfolgskontrolle als auch der Einflussnahme im Bedarfsfall. Dies könnte z. B. die Beeinflussung von Bewirtschaftungsmaßnahmen oder die Abstellung von Störungen sein. Zusätzlich dient die Kenntnis der genutzten Flächen dazu, diese weitest möglich in das Schutzkonzept einzubeziehen. Vor allem bei Flächen außerhalb der Schutzgebiete ist dies angesichts der vielfältigen Planungen und Nutzungsinteressen sehr wesentlich. Allein dieser Aspekt der Telemetrie war für das Schutzprojekt bisher äußerst wertvoll. Gegenüber anderen Markierungsformen, die diese Ergebnisse nur bedingt erzielen können, hat die Radiotelemetrie eine Reihe von Vorteilen. Dabei muss nicht zwingend jede einzelne auszuwildernde Trappe mit einem Sender versehen sein, da die Gruppen gewöhnlich zusammenhalten. Je mehr Vögel allerdings Sender tragen, desto umfassender sind die Aussagen und desto präziser für das Individuum:
- die Vögel sind auf größere Distanz auch in unübersichtlichem Gelände oder abseits erwarteter Stellen zu finden,
- sie können individuell angesprochen werden, so dass Einzelschicksale nachvollziehbar sind,
-die Suche ist unabhängig von Sichtverhältnissen und auch bei Dämmerung oder Dunkelheit(ggf. auch über Nacht), bei Hitzeflimmern, Regen oder Nebel und in höherer Vegetation erfolgversprechend,
- das Finden und Erkennen der Trappen ist störungsarm und
- erfordert relativ geringen Zeitaufwand.
Während die Ablesung eloxierter Farbringe nur bei guten Sichtbedingungen auf maximal etwa 200 m möglich ist, konnten mit Hilfe der Sender die Individuen auch aus bis zu 2,5 km Entfernung gepeilt werden, von erhöhten Punkten bis 5,3 km. Fast zu jeder Zeit war der Aufenthalt der Jungvögel und die Gruppenzusammensetzung bekannt. Alle besenderten Trappen mit funktionierenden Sendern wurden bis auf Ausnahmen bei jeder Kontrolle per Peilung gefunden. Bei plötzlichen Ortswechseln konnten die Individuen teils schon im Flug identifiziert werden, und es gelang häufig, die Ursachen des Abfluges zu ermitteln. Beim Verschwinden von Jungtrappen ist in Abhängigkeit von der Entfernung und der Landschaft(Relief, Baumbewuchs) ein schnelles Wiederauffinden möglich. Andererseits kann bei ausreichender Erfahrung auch ein fehlendes Signal ein Ergebnis sein- der den Sender tragende Vogel ist definitiv nicht da, während er ohne Sender auch übersehen worden sein kann. Gelegentlich wurden Großtrappen mit Farbringen, die sich in der Phase der Dismigration befanden, auch aus größerer Entfernung gemeldet. Da die Ablesung der Ringe in höherer Vegetation nicht möglich ist, trugen auch hier die Sender mehrmals zur Identifizierung bei.