Heft 
Band 10
Seite
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Telemetrie bei Großtrappen 149

Aus den genannten Gründen sollen die Untersuchungen in den Folgejahren fortgeführt werden. Dabei kommt es auf eine Optimierung der Methodik an, wobei die Verbesserung der Reich­weite und die Erhöhung der Zuverlässigkeit der Sender an erster Stelle steht. Einige Ergebnisse sind ohnehin erst längerfristig zu erwarten, z. B. die Peilung von Junghennen, die erstmalig zur Brut schreiten, am Brutplatz. Bei den Hähnen ist es bisher nicht zufriedenstellend, dass durch die Schwanzsender nur ein sehr kurzer Lebensabschnitt verfolgt werden kann. Verbesserungen durch andere Befestigungsmethoden sind durch einen intensivierten Erfahrungsaustausch mit spanischen und ungarischen Kollegen zu erwarten.

Die Frage nach einer Besenderung von Wildvögeln kam im vergangenen Sommer wieder auf, als alle Bruthennen aus dem überfluteten Fiener Bruch verschwunden waren und möglicher­weise auf den umgebenden Äckern erfolglos gebrütet haben. Die Weiterentwicklung dieser Ideen hängt ebenfalls vom weiteren Erfahrungsaustausch mit anderen Großtrappenprojekten ab, wobei die Abwägung aller Risiken an zentraler Stelle steht.

Zu den Erwartungen, die wohl zu hoch gesteckt waren, gehören Schlussfolgerungen hinsicht­lich der Methodik von Aufzucht und Auswilderung. Diese Informationen sind vor allem durch intensive Beobachtung und Dokumentation während dieser beiden Phasen zu erlangen. Die Telemetrie kann zu zusätzlichem Erkenntnisgewinn kaum beigetragen. Ein Qualitätssprung in

Detailfragen zum Verhalten, zur Raumnutzung, zum Zeitbudget usw. wäre durch Anbindung an eine wissenschaftliche Einrichtung möglich. Im Rahmen einer Dissertation könnten diese Fragen deutlich intensiver bearbeitet werden.

Zusammenfassung Von 1999 bis 2002 wurden 48 juvenile Großtrappen vor der Auswilderung in den Belziger Land­schaftswiesen mit Sendern versehen. Dabei konnte auf erste Erfahrungen aus den Jahren 1992 und 1993 sowie Erprobungen an Gehegetrappen zurückgegriffen werden. Hähne wurden mit Schwanzsendern versehen, Hennen mit Halsbandsendern. Die Zielstellungen bestanden eher in einer projektbegleitenden Erfolgskontrolle als in grundlegendem wissenschaftlichem Erkennt­niszuwachs. Dementsprechend liegen die wesentlichen Ergebnisse in einer Verbesserung der Kenntnisse über die Flächennutzung der Vögel, ihr Verhalten, den Verlauf ihres Selbständigwerdens und die Eingliederung in den Wildbestand sowie die auftretenden Ver­luste. Ein Teil dieser Informationen ist von direkter oder indirekter Schutzrelevanz. Für Einzel­vögel lässt sich mittlerweile ihr Werdegang über viele Monate nachvollziehen. Nach der Integra­tion besenderter Jungtrappen verbesserte sich auch die Kenntnis über den Aufenthalt des Wildbestandes. In Einzelfällen konnten versprengte Jungvögel in Risikosituationen gepeilt, gefangen und wieder dem Bestand zugeführt werden. Perspektivisch könnten ab 2003 auch Hennen, die erstmals zur Brut schreiten, über ihre Sender am Brutplatz geortet werden. Dass dies bisher nicht möglich war, liegt einerseits an den aufgetretenen Verlusten, andererseits aber auch an technischen Problemen, vor allem der Qualität der Sender, die oft die Angaben der Hersteller nicht erreichte. Verglichen damit haben andere aufgetretene Probleme nur eine