Heft 
Band 10
Seite
169
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Otis 10(2002): 169-170

Aktuelles aus der Staatlichen Vogelschutzwarte Brandenburg

von Torsten Langgemach& Torsten Ryslavy

Aus gegebenem Anlass wird noch einmal an interessierte Ornithologen appelliert, unter Windkraftan­lagen nach verunglückten Vögeln und Fledermäusen zu suchen und entsprechende Fälle an die Vogelschutzwarte zu melden. Offensichtlich führen diese Anlagen insgesamt nicht zu so großen Anflug­verlusten wie die Freileitungen, doch kann es unter bestimmten Umständen zu gehäuftem Verlustgesche­hen kommen. Einzelne Arten sind besonders exponiert, wobei der Rotmilan mit bisher 12 Funden in Brandenburg an erster Stelle steht. Bemerkenswert ist, dass bundesweit und im internationalen Maßstab eine Reihe von Massenunfällen von Fledermäusen dokumentiert ist.

Im Rahmen des DDA-Brutvogelmonitorings häufiger Arten, das in Brandenburg im Jahr 1995 in den Großschutzgebieten begann und seitdem auf weitere SPA- und IBA-Gebiete ausgedehnt wurde, sollen wei­tere Revierkartierungsflächen(RKF) besetzt werden. Gegenwärtig laufen in Brandenburg noch 50 RKF und 113 Punkt-Stopp-Routen(PSR): in den bisherigen 14 SPA-Gebieten sind es 35 RKF und 62 PSR, außerhalb davon nur 15 RKF und 51 PSR. Die Zielgröße von jeweils 100 und eine günstige Verteilung wurde zumindest bei den PSR schon erreicht. Bei den RKF ist die»Normallandschaft« außerhalb der Schutzgebiete bisher unterrepräsentiert. Im Sinne statistisch abgesicherter Vergleiche zwischen beiden Kategorien wäre die Bearbeitung weiterer RKF hier wünschenswert. Besonderer Bedarf besteht an Daten von Brachen(Grünland und Acker), Intensivgrünland, konventionell genutztem Acker, Streuobstwiesen, aus der Bergbaufolgelandschaft und dem Siedlungsbereich. Wer Interesse hat und zumindest über meh­rere Jahre eine kontinuierliche Kartierung garantieren kann, ist willkommen, die Gemeinde des DDA­

Monitorings zu verstärken.

Anlässlich der Vertragsstaatenkonferenz der Bonner Konvention im September 2002 hat Deutschland als zwölfter Staat das Memorandum zum Schutz der Großtrappe unterzeichnet. Das»Memorandum of Understanding on the Conservation and Management of the Central-European Population of the Great Bustard«(MoU) ist ein multilaterales Abkommen, das im Rahmen der Bonner Konvention erarbeitet wurde, um die internationale Kooperation zwischen den Mitgliedsstaaten beim Schutz der Großtrappe zu stärken. Die nächste Internationale Fachtagung über die Großtrappe wird voraussichtlich vom 01. bis 03. Oktober 2003 in Ungarn stattfinden und mit der ersten Vertragsstaatenkonferenz zum MoU kombiniert werden. Sollte sich der seit 1997 anhaltende positive Trend auch in diesem Jahr fortsetzen, könnten die brandenburgischen Vertreter mit einem guten Gefühl anreisen. Im Januar standen im havelländischen Einstandsgebiet bis zu 41(!) Großtrappen beieinander, eine Zahl, die erstmals seit den 1970er Jahren wie­

der erreicht wurde.

Die Farbberingung von Großtrappen hat eine Reihe neuer Erkenntnisse erbracht, die durch die

Kombination mit der Telemetrie noch zusätzlich bereichert wurden. Vögel, die in alten Einstandsgebieten Reste einstiger Bestände vortäuschten, konnten z. B. als ausgewilderte Individuen während ihrer Dismi­gration identifiziert werden. In verwaisten früheren Einstandsgebieten zeigt die Präsenz von Jungtrappen, dass sie ihre Attraktivität und Eignung nicht völlig verloren haben und in weitere Erwägungen hinsicht­