Heft 
Band 10
Seite
174
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174 Diplomarbeiten& Dissertationen

anderer Autoren Leitartengruppen für natürliche, offene Niedermoore, für Niedermoorgrünland und Sukzessionsflächen bzw. Brachen auf Niedermoor vorgeschlagen.

Für weitergehende, feiner skalierte Untersuchungen zur Habitatwahl einer Einzelart wurde der Schilfrohr­sänger ausgewählt. Er war ehemals die häufigste Rohrsängerart in der Mark Brandenburg, ist eine ehemali­ge Charakterart des Oberen Rhinluchs und eine Leitart der in natürlichen, offenen Niedermooren vorherr­schenden Biotoptypen(Röhrichte, Großseggenriede). Im Rahmen einer Revieranalyse wurde die Habitatstruktur in vom Schilfrohrsänger besetzten Revieren(=»Brutreviere«) und auf unbesiedelten Ver­gleichsflächen in der Größe eines Schilfrohrsängerrevieres(=»Nullreviere«) aufgenommen. Diese Untersu­chungen erfolgten von 1996-1998 im Oberen Rhinluch und in vier weiteren Gebieten im Land Brandenburg : NSG»Rietzer See«, NSG»Alte Spreemündung«, Biosphärenreservat»Spreewald«, Nationalpark»Unteres Odertal«. Die erlangten Daten wurden Diskriminanz- und logistischen Regressionsanalysen unterzogen. Schilfrohrsängerreviere liegen nicht nur in stark strukturierten, grenzlinienreichen, zweischichtigen und/oder schilfreichen Vegetationsbeständen, sondern auch in homogenen, einschichtigen und/oder schilffreien Habitaten. Der bedeutendste Schlüsselfaktor der Habitatwahl des Schilfrohrsängers bezüglich des Habitatelementes Wasser ist der maximale Deckungsgrad temporärer Wasserflächen. Schilfrohrsän­ger brüten auf zur Brutzeit teilweise überstauten, feuchten bis mäßig nassen Standorten. Innerhalb von Schilfrohrsängerrevieren sind Gehölze(als potentielle Singwarten) keine obligatorischen Habitatstruktu­ren und kein Schlüsselfaktor der Habitatwahl. Bezüglich der Lage ihrer Reviere meiden Schilfrohrsänger die Nähe von Waldrändern und hohen Baumkulissen.

Schilf ist keine obligatorische Habitatstruktur in Schilfrohrsängerrevieren. Es ist jedoch, insbesondere in früh im Jahr besetzten Revieren ein Schlüsselfaktor der Habitatwahl. Früh besetzte zeichnen sich im Ver­gleich zu spät besetzten Revieren durch das Vorkommen von Schilf, höhere Dichten, insbesondere vorjäh­riger Halme in 150, 200 und 50 cm Höhe im Röhricht und eine stärkere»Patchiness«(= heterogene räum­liche Struktur) der Vegetationsdecke aus. Spät besetzte Reviere liegen hingegen oft in homogenen, schilf­freien Rohrglanzgrasröhrichten oder-wiesen. Generell weisen Brutreviere im Vergleich zu unbesiedelten Nullrevieren in 150 cm Höhe einen höheren Anteil vorjähriger im Vergleich zu diesjährigen und eine höhe­re Dichte von Schilfhalmen auf.

Geringere Distanzen besiedelter(Brutreviere) als unbesiedelter Reviere(Nullreviere) zum nächstgelege­nen Schilfrohrsängerrevier zeigen, dass Schilfrohrsängerreviere oft lose gruppiert sind. Die mittlere Größe der untersuchten Schilfrohrsängerreviere liegt bei ca. 2.400 m.

Die grundlegenden Forderungen für den Schutz des Schilfrohrsängers sind der Erhalt bestehender und die Wiedervernässung entwässerter Feuchtgebiete. Diese Gebiete sollten großflächig sein, um einen brei­ten Gradienten von Bodenfeuchte bzw. Überstau zu gewährleisten. Für die untersuchte Rohrsängerart mit großer Habitatbreite geeignete Vegetationsstrukturen dürften in stark wiedervernässten Gebieten ohne zusätzliche habitateinrichtende Maßnahmen entstehen.

Anschrift der Verfasserin Kati Hielscher, E-Engels-Str. 41, 16816 Neuruppin ; E-mail: comsnipe@gmx.de