Heft 
Band 10
Seite
173
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Diplomarbeiten& Dissertationen

Brutvogelgemeinschaften in Niedermooren und Habitatwahl des Schilfrohrsängers(Acrocephalus schoenobaenus )

Kati Hielscher

Dissertation an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam 2001

Durch Entwässerung für Torfabbau und Landwirtschaft wurden die meisten deutschen Niedermoore zu Problemstandorten für den Umwelt- und Naturschutz, aber auch für die Landwirtschaft. Das Bundesmi­nisterium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie(BMBF ) initiierte das Forschungspro­jekt»Ökosystemmanagement für Niedermoore in Norddeutschland«, um Vorschläge für die Renaturie­rung von Niedermooren zu erarbeiten. Eines der Projektziele war die Erforschung der Reaktion von Tier­und Pflanzenarten auf Wiedervernässung und Landnutzungsänderungen im Zuge der Niedermoorrena­turierung.

Für die Analyse der Reaktion von Brutvogelgemeinschaften wurden von 1995 bis 1997 auf sechs Untersu­chungsflächen im Oberen Rhinluch Siedlungsdichteuntersuchungen nach der Revierkartierungsmethode durchgeführt. Die Untersuchungsflächen unterlagen einem Gradienten der Bodenfeuchte(frisch, mäßig feucht, feucht) und der Landnutzungsintensität(zweischürige Mahd, Streuwiesennutzung, Grünlandbra­chen verschiedenen Alters). Für die acht häufigsten Brutvogelarten wurden Habitatnutzungsindizes für Biotoptypen ermittelt.

Die nachgewiesenen Artenspektren wurden mit den ehemaligen Charakterarten des Rhinluchs(HESSE 1914) und mit den Leitarten der Lebensräume offener Niedermoore nach FLADE(1994) verglichen. Flächen mit höherer Bodenfeuchte werden von einer größeren Anzahl an Brutvogelarten, ehemaligen Charakterarten und Leitarten des Offenlandes als trockenere Flächen gleichen Landnutzungstyps (Brache, Grünland) besiedelt. Mit zunehmender Bodenfeuchte steigt die mittlere Gesamtabundanz der Brutvögel. Auf Grünlandbrachen brüten größere Anzahlen an Vogelarten, ehemaligen Charakterarten und Leitarten des Offenlandes als auf Grünland. Grünland kann von vielen Brutvogelarten ausschließlich (Rohrschwirl, Teichrohrsänger) oder häufig(Braunkehlchen, Rohrammer, Schilf-, Sumpfrohrsänger, Feld­schwirl) nur entlang von Schilf- oder Krautsäumen an Gräben besiedelt werden. Auf Grünlandbrachen erreichen die Brutvögel höhere mittlere Gesamtabundanzen als auf Grünland. Die Mehrzahl der nachge­wiesenen Brutvogelarten des Offenlandes besiedelt und bevorzugt landwirtschaftlich nicht genutzte Flächen. Im Oberen Rhinluch bewirkte die Nutzungsauflassung von Niedermoorgrünland bei gleichzeiti­ger Vernässung innerhalb der Brutvogelgemeinschaft eine Zunahme von Arten der natürlichen, offenen Niedermoore. Auch ein Teil der sogenannten»Wiesenvögel«(Bekassine, Braunkehlchen) besiedelt Brachen in höheren Dichten als das Grünland.

Für die weitere Entwicklung des Oberen Rhinluchs sollte im Hinblick auf Brutvogelgemeinschaften star­ker Wiedervernässung(= wichtigster Faktor der Renaturierung) und Nutzungsauflassung der Vorrang vor einer Aufrechterhaltung der Grünlandpflege bzw.-nutzung gegeben werden. Eine Beibehaltung der Grünlandnutzung bzw.-pflege mit stärkerer Vernässung und Erhalt von Schilf- und Krautsäumen ist auf Flächen anzustreben, die bereits einer sehr extensiven Grünlandpflege unterliegen, die Limikolenbrut­plätze(ausgenommen Bekassine) oder Kranichvorsammelplätze sind.

Ausgehend von FLADES(1994) Leitartengruppen für Brutvogelgemeinschaften Mittel- und Norddeutsch­Jands werden anhand der Zusammenfassung der Ergebnisse der vorliegenden Arbeit und der Ergebnisse